Bücher helfen!

„Die Romantherapie für Kinder“ empfiehlt Lesekuren für (fast) alle Lebenslagen und Probleme vom Kleinkind- bis ins Teenageralter

Von Simone Sauer-KretschmerRSS-Newsfeed neuer Artikel von Simone Sauer-Kretschmer

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Nun ist sie da: Auf Die Romantherapie (2013) folgt Die Romantherapie für Kinder, ein 233 Lesetipps enthaltendes Nachschlagewerk für Eltern und alle anderen Bücherfreunde, „die Kinder glücklich, gesund und schlau machen“ wollen, ganz so, wie die Autorinnen Ella Berthoud, Susan Elderkin und Traudl Bünger es im Untertitel ankündigen. Während zunächst also die fortgeschrittenen Leser angesprochen waren und sich mit Hilfe mal mehr, mal weniger populärer Werke der Weltliteratur von Liebeskummer oder überzogener Eitelkeit heilen konnten, ist nun die jüngere Generation an der Reihe und darf auf Hilfe hoffen – und das selbst dann, wenn es eigentlich gar keinen Grund zur Klage gäbe. Dazu haben sich die Autorinnen nicht nur an eigene Lieblingsbücher und die ihrer Kinder erinnert, sondern eine vielseitige Auswahl von Kinder- und Jugendbüchern zusammengestellt. Unterteilt sind diese in vier Altersgruppen: Bilderbücher bis 6 Jahre, Bücher für Leseanfänger von 5 bis 8 Jahren, Bücher für junge Leser von 8 bis 12 und die so genannte Teenagerliteratur ab 12 Jahren. Durch diese Unterteilung wird auf den ersten Blick deutlich, welches Buch für welches Lesealter geeignet ist, und auch wenn sich über manchen Einzelfall womöglich streiten ließe, erscheint eine solche Systematisierung doch sinnvoll.

Es kann also losgehen, und zunächst ist es eine große Freude, das Buch einfach durchzublättern und zufällig auf beliebige Leiden zu stoßen, die mit der richtigen Dosis aus Humor, Empathie und Ernsthaftigkeit von den Autorinnen ausfindig gemacht und kurz skizziert werden, um anschließend die passende literarische Medizin vorzustellen. Wer hingegen gezielter vorgehen möchte, der schlägt beispielsweise Eigensinn, Einnässen, Einsamkeit oder Einschlafprobleme im Register nach und wird dann von dort aus zu den entsprechenden Behandlungsvorschlägen weitergeleitet, die für die verschiedenen Alters- und Lesestufen spezielle Tipps bereithalten. Auch diese werden eher kurz und bündig vorgestellt und man erfährt höchstens in groben Zügen, worin es in dem betreffenden Buch gehen wird. Manchmal ist es sogar nur die Literaturangabe allein als Teil einer der im Buch ebenfalls versammelten Listen, wenn beispielsweise. „Die zehn besten Bücher ohne Worte“, „Die zehn besten Bücher über Hunde“ oder „Die zehn besten Bücher, um Kindern zu helfen, Kriege zu verstehen“ aufgezählt werden. Bei all dem steht jedoch nicht die besondere pädagogische Eignung eines Buches im Vordergrund, sondern die Liebe zum Lesen und zum Buch als Medium, womit all jene begeistert werden sollen, die gemeinsam mit Kindern Bücher entdecken und die vielleicht auch selbst nochmal darüber staunen möchten, dass es zwischen Buchdeckeln so viel mehr gibt, als man je bewältigen könnte.

Die Romantherapie sollte man so lesen, wie sie vermutlich auch geschrieben wurde, nämlich mit einem Augenzwinkern, da es sich hierbei selbstverständlich um keinen klassischen Ratgeber handelt. Wer also gerne mal wieder ein Buch von echten Menschen empfohlen bekommen möchte, der ist hier richtig. Man stöbert in diesem Buch, wie man es aus Buchhandlungen gewohnt ist, die nicht nur Spielzeug, Nippes oder Kochbücher vorrätig haben. Und doch gibt es einen Grund zur Kritik, der nicht unerwähnt bleiben sollte: Die Romantherapie ist eine Übersetzung aus dem Englischen und enthält zwar auch zahlreiche Tipps zu im Original deutschsprachigen Büchern oder solchen aus dem skandinavischen Raum, doch wirklich international ist die Sammlung nicht. Selbstverständlich ist jede Auswahl immer auch eine Beschränkung, doch zumindest ein paar französische, spanische oder auch japanische Kinder- und Jugendbuchklassiker hätten es dann schon sein dürfen.

Titelbild

Ella Berthoud / Susan Elderkin: Die Romantherapie für Kinder. 233 Bücher, die Kinder glücklich, gesund und schlau machen.
Mit Traudl Bünger.
Übersetzt aus dem Englischen von Katja Bendels und Kirsten Riesselmann.
Insel Verlag, Berlin 2017.
372 Seiten, 20,00 EUR.
ISBN-13: 9783458177043

Weitere Rezensionen und Informationen zum Buch