Rather clever

Tina Zangs zweisprachiger Kinderkrimi "Panic on the Set" überzeugt inhaltlich und sprachlich

Von Jule D. KörberRSS-Newsfeed neuer Artikel von Jule D. Körber

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Kindern richtiges Englisch zu vermitteln, wird immer schwieriger. In Zeiten, in denen die lieben Kleinen zumeist noch nicht mal die deutsche Sprache richtig beherrschen, ist es ein kaum machbarer Kraftakt geworden, ihnen eine Fremdsprache, die vor allem von der Musikmaschinerie zumeist völlig falsch verwendet wird, korrekt beizubringen. Britney Spears grammatikalisch katastrophales Englisch ist eben viel eingängiger als Millers "Death of the Salesman" - selbst wenn die rote Reclam-Ausgabe von Millers Klassiker Vokabel-Hilfen als Fußnote bereit hält. Und die meisten der speziell für Kinder und Jugendliche fremd- oder zweisprachigen Geschichten sind entweder peinlich-durchschaubar pädagogisch oder schlichtweg überkonstruiert und langweilig.

Ganz anders ist da Tina Zangs "Panic on the Set" - das bei keinem Geringerem als Wörterbuchgigant Langenscheidt erschienen ist. Für Kinder, die schon ungefähr zwei Jahre Englisch gelernt haben, also circa 10 Jahre alt sind, ist der zweisprachige Kinderkrimi gedacht. Das Konzept ist einfach und absolut plausibel: In vielen Dialogen muss die Hauptfigur Cora, ein 11jähriges Mädchen, englisch sprechen - denn ihre Gesprächspartner verstehen kein deutsch. Cora hat eine Rolle als Statistin bei einem englischen Filmdreh auf der Halbinsel Darß an der Ostsee ergattert. Damit das Filmteam und die englischsprachigen Schauspieler sie verstehen, muss sie all ihr Englisch zusammenkratzen - und sich gelegentlich auch mal von ihrem Gesprächspartner mit einem in ihrem Wortschatz fehlenden Wort auf die Sprünge helfen lassen: "[...] 'Something's fishy', sagte er. 'Fishy?' Er hielt sich die Nase zu. 'It stinks.' 'Du meinst, da ist etwas faul. Ja, das denke ich auch. Oberfaul, wenn Du mich fragst' [...]". Dem Leser wird bei den schwierigeren englischen Worten mit einer Übersetzungsfußnote geholfen.

Die Handlung des Krimis ist passend für die Zielgruppe und perfekt für ein logisches Einfügen der englischen Dialoge: Die 11-jährige Cora will Schauspielerin werden. In der Zeitung entdeckt sie eine Anzeige, dass ein britisches Filmteam Statisten für einen englischsprachigen Jugendfilm sucht, der teilweise auf Darß spielt. Da Coras Englischkenntnisse gut genug sind, bekommt sie eine Rolle und freundet sich schnell mit dem Filmteam an. Da das Ganze ein Krimi ist, gibt es ein Geheimnis um die verschwindende Hauptdarstellerin, welches die clevere Cora aufdeckt.

Mit dem simplen Trick, englische Muttersprachler in die Handlung einzubauen, ist Tina Zang der schwierige Balanceakt zwischen pädagogischen Lehrbuch und spannendem Kinderbuch gelungen - die englischen Dialogpassagen sind ein inhaltlich logischer Teil der Handlung und wirken nicht künstlich integriert. Und mit der smarten Cora hat sie eine Hauptfigur geschaffen, die man gerne durch ihr Abenteuer auf dem Filmdreh begleitet. Selbst die obligatorischen Figuren des leicht geistesabwesenden Vaters, der weisen Mutter und dem coolen und doch manchmal etwas anstrengenden großen Bruders, wirken nicht wie die Abziehbilder-Klischeefiguren, die man sonst in Kinderbüchern findet.

Ein absolut gelungener Weg, Kindern heutzutage Englisch zu vermitteln. Thanks a lot, Langenscheidt.


Titelbild

Tina Zang: Panic on the set. Panik am Set. An Adventure in English.
Langenscheidt Verlagsgruppe, München 2005.
128 Seiten, 5,95 EUR.
ISBN-10: 3468204310

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