Mit Tempo ins offene Ende

Daniil Charms gewinnt Fahrt

Von Fabian KettnerRSS-Newsfeed neuer Artikel von Fabian Kettner

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Was passiert in "Ich, Petka und der Esel zuletzt"? Von "Erstens" bis "Zehntens" stürmt das Buch voran, denn hauptsächlich gibt es hier Bewegung. "Erstens, sang ich mir eins und ging los." Der Ich-Erzähler wandert laut singend durchs Bild. Dann kommt Petka dazu, dann ein pygmäenkleiner Mann, dann ein Riese. Es folgt ein Esel, ein Boot. Man kommt in eine Stadt, da übernachtet man. Als es am nächsten Morgen weitergeht, stößt noch ein Elefant dazu. Sie verlassen die Stadt und das Buch ist zu Ende.

Ist die Geschichte zu Ende? Welche Geschichte denn? "Ich, Petka und der Esel zuletzt" erzählt keine Geschichte in diesem Sinne: man weiß nicht, wo sie hin wollen, man weiß nicht, warum sich die anderen anschließen. Auch die Leute in der Stadt wundern sich. Einer kommt zu den anderen und dann singen oder pfeifen sie sich alle "eins". Nicht nur deswegen assoziiert man ein Singspiel mit dem Buch; einige Elemente kehren refrainartig wieder.

Die fein gestrichelten, sauber gearbeiteten und humorvollen Zeichnungen von Willi Glasauer unterstützen die Dynamik und die Lust an der Bewegung. Auch wenn man sie fast immer vollständig sieht, scheinen die Figuren nur noch so gerade eben auf der Seite zu sein. So macht das Konzept Spaß und man frage nicht nach dem Sinn.


Titelbild

Daniil Charms: Ich, Petka und der Esel zuletzt.
Aufbau Verlag, Berlin 2007.
32 Seiten, 15,00 EUR.
ISBN-13: 9783351040765

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