Zwei Fälle, die zusammengehören

Robert Brack lässt Lenina Rabe ermitteln

Von Georg PatzerRSS-Newsfeed neuer Artikel von Georg Patzer

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

"Dänische Befreiungsfront"? Nein, das ist nicht Monty Python in Neuauflage. Altona war ja wirklich mal dänisch. Vor langer Zeit. Und wie die Juden Anspruch auf Palästina erhoben und nur das Glück hatten, dass die Weltöffentlichkeit und vor allem die Engländer sie unterstützten, wollen auch die Dänen jetzt Altona wieder haben. Zumindest im Kriminalroman "Schneewittchens Sarg" von Robert Brack.

Die Serienheldin Lenina Rabe, flotte Sprücheklopferin und Aikido-Schülerin, bekommt einen Auftrag von einem Unbekannten, der wissen will, wer hinter dieser "Dänischen Befreiungsfront" steckt, die dabei ist, ganz Altona zu unterwandern. Außerdem kommt ein alter Bekannter zu ihr, ein Freund ihres verstorbenen Vaters, der wissen will, was vor zwanzig Jahren passiert ist. Man hat nämlich die Leiche einer jungen Frau entdeckt, auf dem Gelände einer ehemaligen Fabrik, in der damals ein alternatives Projekt mit gemeinsam Leben, Arbeiten und Lieben lief, ein Sozialverein, der sich auch um Straßenkinder kümmerte. Heute gehört alles ein paar Wenigen, die nach einer Erbschaft zugegriffen haben, und der einzige, der nichts abgekriegt hat, weder Leben noch Arbeit noch gar Liebe, ist Rabes Auftraggeber Paul.

Wie sich das gehört in Kriminalromanen, gehören die beiden Fälle dann doch irgendwie zusammen. Denn der geheimnisvolle Auftraggeber, der sich vor allem Sorgen um seine Gewinne und seine Investitionen in Hamburg macht, gehörte auch einmal zu dieser alternativen Gruppe, und der Drahtzieher der "Dänischen Befreiungsfront", der jetzt vor allem anarchistische Unruhe stiften will, ebenso. Und beide hatten etwas mit der jungen Frau zu tun.

Robert Brack erzählt seinen Krimi ganz solide. Er beleuchtet vor allem die Politik der Hamburger Bürgermeister und Geschäftsleute, schüttet ein wenig melancholischen Spott über die Alternativen aus, erzählt von längstvergangenen Zeiten, als alles doch noch besser war und vom Milieu und hat dabei viel Hamburger Flair, ein richtiger Regionalkrimi. Aber mehr als solide ist er auch nicht. Man liest ihn flüssig weg und vergisst ihn danach wieder. Dutzendware, auf etwas höherem Niveau.


Titelbild

Robert Brack: Schneewittchens Sarg. Ein Fall für Lenina Rabe.
Edition Nautilus, Hamburg 2007.
192 Seiten, 12,90 EUR.
ISBN-13: 9783894015404

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