Gewundener Holzweg - Caitríona Leahy beleuchtet Ingeborg Bachmanns Umgang mit dem Problem geschichtlicher Zeugenschaft

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Bereits zwei Jahre nach ihrem ersten Erscheinen 2005 liegt Caitríona Leahys Studie "Ingeborg Bachmann and the Problem of Witnessing History" nun in einer neuen Ausgabe vor. Das Projekt der Österreichischen Schriftstellerin, die gemeinsamen Wahrheiten der Geschichtsschreiber und der Literatur zu artikulieren, stellt Fragen, die Philosophen, Historiker und Literaten noch 30 Jahre nach ihrem Tod beschäftigen. Ausgehend davon liest die Autorin Bachmanns Roman "Malina" vor dem Hintergrund jüngerer theoretischer und literarischer Erkundungen "of representations" insbesondere des Holocaust. Denn es sei angemessen und produktiv, Bachmanns Werk gemeinsam mit seiner literarischen und historischen Vergangenheit wie auch mit seiner philosophischen Zukunft zu betrachten.

Dabei verfolgt Leahy keinen geradlinigen Weg, sondern begibt sich auf einen, wie sie sagt, "Holzweg", womit sie nicht den sprichwörtlichen meint, sondern denjenigen Martin Heideggers, den auch Bachmann sich schon ausgeliehen habe.

Tatsächlich ist Leahys Untersuchung eine spiralförmige Struktur eigen, deren Weg mit einem Kapitel über Bachmanns Roman beginnt, zu den Philosophen Benjamin, Adorno, Lyotard, Agamben, Zizek und vor allem Derrida aber auch dem Literaten Christoph Ransmayr führt und schließlich wieder bei Bachmann endet.

Unterwegs situiert Leahy Bachmanns "core concern with bearing witness" zudem vor dem Hintergrund gegenwärtiger Debatten über die Frage, "how we represent the world to ourselves".

R.L.


Titelbild

Caitriona Leahy: "Der wahre Historiker". Ingeborg Bachmann and the Problem of Witnessing History.
Verlag Königshausen & Neumann, Würzburg 2006.
235 Seiten, 39,80 EUR.
ISBN-10: 3826031067

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