Wenn dich die Vergangenheit einholt

Andrew McGahan präsentiert einen kunstvoll gewobenen Krimi aus Fakten und Fiktion

Von Christina LangnerRSS-Newsfeed neuer Artikel von Christina Langner

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

"Last Drinks" startet nicht weniger spektakulär als mit einem "Weltuntergang. Es gibt kein anderes Wort dafür". Der Journalist George Verney, seit zehn Jahren trockener Alkoholiker, wird aus dem Schlaf geklingelt und mit diesem Anruf unfreiwillig zurück in seine von einem ungeheuerlichen Korruptionsskandal durchzogene Vergangenheit katapultiert. Verney soll die Leiche seines alten Freundes Charlie identifizieren, der auf schrecklich grausame Weise umgebracht wurde. Auch Charlie war in den Korruptionsskandal verwickelt, der die Regierung stürzte und das ganze Machtgefüge des Bundesstaates Queensland ins Wanken brachte.

"Last Drinks" spielt in Australien und mit den realen Ereignissen, die sich Ende der 1980er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts im nordaustralischen Brisbane rund um die korrupte Regierung abspielten: die Privatisierung des Stromsektors wurde mit dem Betrieb von illegalen Spielhallen erkauft, die Gewerkschaften wurden zerschlagen und jeglicher hemmender Anflug von Menschlichkeit im Alkohol aufgelöst.

Der 1969 in Dalby (Queensland) geborene Andrew McGahan durfte in seiner Heimat Australien mit "Last Drinks" einen beachtlichen Erfolg feiern. Dies ist nachvollziehbar, hat er doch damit einen Kriminalroman geschrieben, der es schafft, über immerhin mehr als 460 Seiten die Spannung und Faszination zu halten. Das liegt nicht zuletzt an der Sprache: klar, schnörkellos, jedes Wort bedacht und keines zuviel.

George Verney überwindet sich, kehrt zum ersten Mal seit Jahren nach Brisbane zurück und erkennt die Stadt seines tiefen Absturzes nicht wieder. Die Straßen mit ihren vielen Cafés und Restaurants sind voller Leben, die illegalen Spielhöllen und Schnapsbuden scheinen verschwunden. Doch Verney muss schon bald schmerzlich erfahren, was es bedeutet, wenn einem die Vergangenheit einholt, und dass die alten Machthaber noch immer hinter der Oberfläche agieren. Charlie wird nicht das einzige Opfer bleiben und auch Verney sieht sein Leben in Gefahr.


Titelbild

Andrew McGahan: Last Drinks. Roman.
Übersetzt aus dem Englischen von Uda Strätling.
Verlag Antje Kunstmann, München 2008.
461 Seiten, 22,00 EUR.
ISBN-13: 9783888975097

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