Perpetuierter Papierkrieg

Philipp von Hilgers hat in seiner Studie über "Kriegsspiele" eine "Geschichte der Ausnahmezustände und Unberechenbarkeiten" aufgeschrieben

Von Jan SüselbeckRSS-Newsfeed neuer Artikel von Jan Süselbeck

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

In Arnolt Bronnens faschistischem Roman "O.S." (1929) gibt es eine Figur, deren Beschreibung bestens in die Argumentation von Philipp von Hilgers' kulturhistorischer Studie über "Kriegsspiele" gepasst hätte. Scheint sie doch als Typus genau aus jener "Geschichte der Ausnahmezustände und Unberechenbarkeiten" hervorgegangen zu sein, die auch der derzeitige Postdoktorant am Berliner Max Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte in seiner Dissertation nachzuerzählen versucht. Dabei rekurriert von Hilgers allerdings eher auf Autoren wie Carl Schmitt oder Ernst Jünger.

Bergerhoff heißt Bronnens draufgängerischer Soldatenheld, und er wird dem Leser als "Harzardeur" vorgestellt. Mitten im Europa des zwanzigsten Jahrhunderts veranstaltet dieser ausgesprochene Rambo-Typ "Indianerzüge" auf eigene Faust. "O.S." steht bei Bronnen für Oberschlesien, und sein Roman handelt von den deutschen Freikorpskämpfen zu Beginn der 1920er-Jahre, als polnische Truppen Teile jenes wichtigen Industriegebiets besetzten, das nach dem Ersten Weltkrieg nominell immer noch zu Deutschland gehörte.

Humorigere Deuter haben Bronnens Buchtitel auch schon als Abkürzung für "Old Shatterhand" gelesen. Verherrlicht der Roman mit seinen starken Karl-May-Anleihen doch eine unkonventionelle Form der Kriegsführung, die man zur Zeit der Weimarer Republik aufgrund der Erfahrung des festgefahrenen Grabenkriegs von 1914-1918 bereits international für erledigt gehalten hatte: die Guerilla-Taktik. Es ist, als dürften bei Bronnen große Jungs noch einmal ganz ungeniert "Indianer" spielen - nur dass es sich dabei um blutigen Ernst handelt.

So wundert sich der polnische Stratege Chodzko in "O.S." über die deutschen Freikorps (die fehlenden Bindestriche sind eine Eigenart der Bronnen'schen Diktion): "Jetzt hatte er, wie alle Entente Stäbe, geglaubt, daß der Bewegungs Krieg vorbei sei, daß die Zukunfts Kriege Artillerie, Gas, Luftangriffe sein würden; und plötzlich gewann diese hügelige, grüne, unübersichtliche Erde wieder Bedeutung, plötzlich schoben sich wieder Menschen durch Erdrillen vor, Gruppen liefen über Äcker, Kompanien turnten durch Wälder, es gab, auf einmal, wieder Entschlossenheit, Raschheit, tierische Verstellung, Scharfblick und Mut. Seine ganzen Frontbegriffe, erworben im bürokratischen Milieu des allzulang dauernden Weltkriegs, erwiesen sich als wertlos. Er sah, daß selbst unter Gas, Fliegern, Trommelfeuern jene hundert geschulten, mutigen Kriegs Techniker mehr Chancen hatten als ein ganzes Heer."

Das latente spielerische Moment dieser Kampftaktik verweist auf das Ethos eines kreativen Strategen, von dem im Roman auch an anderer Stelle noch einmal explizit die Rede ist. Nicht auf die Zahl der kämpfenden Soldaten käme es an, sondern auf ihre Fähigkeit als autonome "Ingenieure" des Krieges: "Der Krieg [...] braucht heute genau so Fachleute, wie jeder andere technische Beruf", heißt es da. Die daraus folgende Stärke der deutschen militärischen Stellung werde "die Überraschung der nächsten Jahrzehnte sein."

Damit ist exakt jene deutsche Besonderheit der kriegerischen Ausbildung benannt, die laut Philipp von Hilgers im 20. Jahrhundert verstärkt darauf setzte, jeden Soldaten in taktischen Planspielen zur potentiellen Führungskraft im Ausnahmezustand heranzuziehen. Der in von Hilgers' Studie zitierte Militärhistoriker Martin van Creveld hat bereits 1989 herausgefunden, dass diese Kommandotechnik, die jeden einzelnen Soldaten zum autarken Kriegsfachmann adelte, mit dazu geführt habe, dass die NS-Wehrmachtsformationen in der Regel "um 20 bis 30 Prozent effektiver waren als die britischen und amerikanischen Kräfte, die ihnen gegenüberstanden" - und zwar "unabhängig davon, ob die Schlachten insgesamt mit einer Über- oder Unterzahl an Truppen geführt wurden".

Dem allgemeinen Militär-Boom in den Kulturwissenschaften gemäß untersucht auch die Soziologie diese Phänomene. So hat der Gießener Sozialwissenschaftler Jens Warburg in seiner Dissertation das "Militär und seine Subjekte" analysiert, um - unter anderem ebenfalls in Bezug auf die Studien Martin van Crevelds - nichts weniger als eine "Soziologie des Krieges" zu entwerfen. Warburg stellt fest, dass die "Friktionen" des modernen Krieges, also die zunehmenden Unplanbar- und Unvorhersehbarkeiten vieler darin wirksamer Faktoren, bis heute zu einem gewissen Misstrauen militärischer Organisationen gegenüber dem soldatischen Subjekt geführt hätten: "Die Subjektivität der Soldaten bildet deshalb nicht nur eine Innovationsressource für die Kriegführung. Sie ist eine Quelle von Friktionen für die Kriegführung." Daher rühre die nach wie vor wirksame Tendenz, diese Individuen in der Beherrschung ihrer Affekte zu trainieren, ihre Körper zu möglichst gefühllosen 'Maschinen' zu modellieren, "um sie in einer Kampfsituation zu kontrollieren".

Gleichzeitig aber soll die menschliche Fähigkeit, in solchen Extremsituationen unkonventionelle Strategien zu entwickeln, zu denen Maschinen nach wie vor nicht geeignet sind, im Krieg nutzbar gemacht werden. Gefördert werde im Militär also eine negative Kreativität, die sich nicht etwa "im Niederschreiben eines Gedichts" materialisiere, sondern in der schlichten Beförderung effektiver Destruktivität: "Soldaten sollen als fungible Objekte eines instrumentellen Kalküls wirken und gleichzeitig mit ihren Entscheidungs- und Handlungskompetenzen die Effektivität der Kriegführung steigern." Welche Kompetenzen von ihnen dabei verlangt würden, variiere von Armee zu Armee, erläutert Warburg in seiner Studie. Heute aber gelte besonders für Bodentruppen international die "Fähigkeit zu kreativem Handeln als die Voraussetzung für dynamische und flexible Handlungsprozesse". Im Blick auf die 'postmodernen' Kriege unserer Tage führe dies dazu, dass sich der Soldat auf "schwerwiegende Paradoxien einstellen" müsse. Hier schließt der Soziologe seine Studie bemerkenswerterweise fast schon mit 'guten Ratschlägen' für heutige Militärs: "Mögliche Antworten auf die Paradoxien sind funktionale Differenzierungen innerhalb der Militärorganisation, die verstärkte Kooperation mit zivilen Organisationen und arbeitsteilige Strukturierungen bei Militärinterventionen."

Ohne am Ende so deutlich zu werden, bezieht sich auch Philipp von Hilgers' Arbeit auf historische Diskurse, die genau auf diese militärischen Fragen spielerisch zu antworten versuchten. Schon Carl Schmitts nationalsozialistische Theorie der Souveränität des Recht schaffenden "Führers", der allein den Ausnahmezustand bestimme, wurde im deutschen Militär als Antwort auf solche Problemlagen auffällig früh zum Prinzip eines groß angelegten Partisanenkampfs, in dem sich jedes Individuum innerhalb der Befehlskette jederzeit selbst zu bewähren hatte - und zwar gerade dann, wenn sie abriss. Letztere Möglichkeit war mit der sukzessive gesteigerten Komplexität der Kriegsführung immer wahrscheinlicher geworden. Und so waren die deutschen Militärausbilder nach dem Ersten Weltkrieg endgültig dazu übergegangen, die Soldaten zu potentiellen Einzelkämpfern auszubilden.

Diese Strategie nahm laut von Hilgers auch Einfluss auf die Sphäre der militärischen Psychologie. Während die Anhänger der Psychoanalyse noch in der Behandlung von Kriegstraumata nach dem Ersten Weltkrieg ein immenses Behandlungsfeld ausmachten, seien Militärausbilder - unterstützt von der Psychiatrie ihrer Zeit - längst dazu übergegangen, einen "Führertypus" auszubilden, der schon im Kriegsspiel - und das heiße "prophylaktisch" - auf traumatische Szenarien vorbereitet worden sei.

Der Autor spitzt diese Beobachtungen sogar zu der Behauptung zu, "das Subjekt des Souveräns", das Carl Schmitt entworfen habe, sei selbst "ein Kriegsspiel". Mit anderen Worten: "Militärs werden durch Ausnahmezustände zum Führen getrieben" - und diese Ausnahmezustände hätten sie in der deutschen Militärschule zuvor immer schon unzählige Male und in allen nur erdenklichen Variationen durchgespielt. Was daraus wurde, hat man gesehen.

Der Clou der vorliegenden Arbeit ist es, die Geschichte solcher strategischer Planspiele bis zum Zweiten Weltkrieg auf gerade einmal 180 Seiten nachzuzeichnen. In kaum noch überbietbarer Verknappung durcheilt von Hilgers die an Klosterschulen des Mittelalters um 1000 gemachte Erfindung des "Zahlenkampfs" und referiert die komplexen Effekte des Aufeinanderprallens der europäischen und orientalischen Zahlensymbolik. Er durchmisst die philosophischen Kriegs-Spielräume im Barock, um schließlich etwas ausführlicher bei den militärischen Strategiespielen Heinrich von Kleists zu verweilen.

Bei diesem Autor werde die Funktion der Schrift zur Entfaltung der Affektion genutzt, referiert von Hilgers eine makante These Wolf Kittlers: "So suchen sich Kleists Schauspiele und Novellen in Schlachtfelder und kriegerische Herzen einzuschreiben, tiefer als der härteste Drill und das vernehmlichste Kommando es je könnten." Kleist war tatsächlich durch und durch vom preußischen Militär geprägt und kam 1808 mit seinem Begleiter Friedrich Christoph von Dahlmann als Ex-Offizier zum berüchtigten Schlachtfeld von Aspern, wo Napoleon beinahe seine erste große Niederlage gegen die Truppen Österreichs erlitt. Hier erzählt von Hilgers eine merkwürdige Geschichte: Kleist sei trotz seines patriotischen Eifers und Franzosenhasses vor Ort erst einmal nicht zum Kriegsschauplatz geeilt, sondern habe sich in ein nahe gelegenes Wirtshaus gesetzt, um sich dort mit seinen Begleitern in ein Kriegsspiel zu vertiefen. Als ihn Major von Knesebeck wegen dieses merkwürdigen Desinteresses an den realen Kampfhandlungen tadelte, soll Kleist ihm knapp geantwortet haben, im Spiel sei schon "alles enthalten".

Philipp von Hilgers entfaltet in den darauf folgenden Kapiteln ein auf akribische historische Recherchen gestütztes Zeitbild militärischer Diskurse Preußens. Neben den Ideen Carl von Clausewitz' und Heinrich von Kleists hat der Autor auch noch einen weitgehend vergessenen Protagonisten dieser Geschichte spielerischer Vermittlungen von Kampftaktiken ausfindig gemacht - George Leopold von Reiswitz. Dieser entwarf 1812 ein taktisches Kriegsspiel, das bei Hofe für Furore sorgte: Gespielt wurde es an einem Schubladentisch auf maßstabsgerechten Situationsplänen, also exakten topografischen Karten, wobei die Nutzung von Würfeln den unvermeidlichen Zufallsfaktor der zusehends unübersichtlich gewordenen Schlachtenverläufe einbrachte: "Das ist ja kein Spiel gewöhnlicher Art", soll ein General bei einer der ersten Präsentationen der Erfindung ausgerufen haben, "das ist eine Kriegsschule. Das muß und werde ich der Armee auf das wärmste empfehlen".

Doch damit nicht genug. In der zweiten Hälfte der Arbeit erheben sich von Hilgers' detaillierte Betrachtungen noch einmal weiter in die Sphären der "Höheren Mathematik in der Allgemeinen Kriegsschule". Damit werden seine Ausführungen aber auch merklich abstrakter. Hier geht es plötzlich um Kybernetik, die "Fabrikation physiko-mathematischer Gegenstände" an den deutschen Universitäten seit dem 19. Jahrhundert, diffizile "Wendungen der Mathematik" und nicht zuletzt deren Effekt auf die "Doppelte Buchführung des Aufklärungsoffiziers Wittgenstein" an der Ostfront des Ersten Weltkriegs.

Der Autor versucht hier unter anderem zu zeigen, wie Oberst Georg Heinrich Bruchmüllers Erfindung der artilleristischen Taktik der "Feuerwalze" Einfluss auf die zeitgenössische Philosophie des Mathematikers Ludwig Wittgenstein ausübte. Im Ersten Weltkrieg erlangte Bruchmüller mit seiner an der - heute mit ihren Gräueln weitgehend vergessenen - Ostfront entwickelten Methode, die Artillerie eine phasenweise vorrückende Feuerwand aus Granat- und Gas-Munitionsbeschuss erzeugen zu lassen, traurige Berühmtheit. Die Infanterie musste ohne Rücksicht auf eigene Verluste hinter diesem vernichtenden Artilleriefeuer her-, ja teils sogar mitten hinein stürmen, um so die überrumpelten feindlichen Linien zu nehmen. Dem Erfinder dieser tödlichen Technik verpasste man in der Armee schließlich den bezeichnenden Spitznamen "Durchbruchmüller".

"Vielleicht hat es mit diesem realen Schrecken zu tun, daß die Tagebuchaufzeichnungen Wittgensteins nicht die kühle Distanz eines Martin Heidegger bewahren", vermutet von Hilgers. Heidegger habe als Soldat im Ersten Weltkrieg "aus dem sicheren Abstand eines Angehörigen der Frontwetterwarte an der Westfront über Sturmtaktiken nachgedacht", zitiert der Autor eine These seines Mentors Friedrich Kittler. Wittgenstein habe sich als Artilleriebeobachter an der vordersten Ostfront jedenfalls denken können, was Heidegger meinte, als er Bruchmüllers Erfindung der "Feuerwalze" in "Sein und Zeit" (1927) zur "existentialen Grundbewegung des Daseins" metaphorisierte: "Das Vorlaufen erschließt der Existenz als äußerste Möglichkeit die Selbstaufgabe und zerbricht so jede Versteifung auf die je erreichte Existenz." Wittgenstein habe das als schlichte Beschreibung des menschlichen Triebes interpretiert, "gegen die Grenzen der Sprache anzurennen" - was "Sprache" vor diesem Hintergrund auch immer genau meine, wie von Hilgers vielsagend hinzufügt.

Seine Studie sieht solchen erschreckenden Zusammenhängen der Geschichte von Zahlenspielen, mathematischen Raumkonzepten und ihren philosophischen Vermittlungsinstanzen geradezu kalt ins Auge. Auch Dechiffriermodelle codierter Geheimbotschaften der nationalsozialistischen Wehrmacht entstanden demnach aus der mathematischen Spieltheorie. Sie entschieden schließlich den U-Boot-Krieg im Atlantik, nachdem die Alliierten die deutsche Chiffriermaschine ENIGMA erbeutet und sich angesichts dieses Apparats erfolgreich gefragt hatten: "This is the enemy's machine. You have to find out what it does and how it does it. What shall we do?"

Dahinter verbarg sich aber auch eine Mathematik des Krieges, der besonders in Deutschland eine geradezu ontische Dimension zugewiesen wurde, wie von Hilgers abschließend im Blick auf jenen Stil Heideggers bemerkt, den Theodor W. Adorno als "Jargon der Eigentlichkeit" bezeichnete. Dass gerade solche gedanklichen Simulationen des Krieges, die der Soziologe Jean Baudrillard im Zeitalter der "Simulakren" nicht einmal mehr als Schein der Realität anerkennen möchte, sehr wohl als Generator gesteigerter kriegerischer Vernichtungsrealität fungieren und "für die Ausbildung von Strategien mitunter nicht weniger produktiv" waren als "ihr Aufgehen in der Virtualität", wird in der Studie deutlich.

Allerdings vermisst man beim Lesen auch so etwas wie eine expliziter werdende kritische Distanz zu der geschilderten Kulturgeschichte des Kriegsspiels, die offensichtlich die "maßgeblichsten Folgen für reale militärische Kommandostrukturen" hatte, wie von Hilgers bereits in seiner Einleitung feststellt. Fast hat man den Eindruck, als breche sich hier beim Autor so etwas wie eine insgeheime Begeisterung für die zunehmende Perfektion der geschilderten Mechanismen Bahn: "Die Entscheidung, Ausnahmezustände allein der deutschen Geschichte herauszustellen, erscheint schon deswegen angezeigt, weil hier spätestens seit Anfang des 20. Jahrhunderts, sowohl hinsichtlich der Kriegsmaschinen als auch des mathematischen Betriebes, eine bemerkenswerte Meisterschaft zum Vorschein kommt, die ihresgleichen sucht", raunt er in der Einleitung.

So zutreffend diese Beobachtung von Hilgers' auch sein mag, so wenig konkretisiert er am Ende die Kulmination dieser militärischen Planspiele. Ihre verhängnisvolle Anregung führungstechnischer Einzelinnovationen und verselbständigter Ausfantasierungen von Befehlen innerhalb der kämpfenden Formationen der Wehrmacht und der SS mündete schließlich in nichts weniger als die Shoah. Bronnens eingangs erwähnter Roman "O.S." etwa, kurz vor der Ära des Nationalsozialismus geschrieben, verrät viel über die Unbedingtheit der Gewaltlust, die solchen militärischen "Strategiespielen" entsprang.

Philipp von Hilgers' Studie aber läuft in ihrem eher technokratischen Nachvollzug der beschriebenen Gedankenwelten Gefahr, selbst zu so etwas wie einer diskursiven Verlängerung ihrer kriegerischen Implikationen zu werden. Was dem akademischen Zielpublikum wohl als besonders eleganter Stil präsentiert werden soll, gerät hier zum intellektuellen Spiel mit dem Krieg, zur textuellen 'Kriegsmaschine'. Letztlich könnte man den Band auch den Generälen der Bundeswehr bedenkenlos zur Lektüre empfehlen, um ihnen fruchtbare Anregungen für die künftige Ausbildung der kämpfenden Truppe an die Hand zu geben.

Dazu passt übrigens auch das von Joulia Strauss gestaltete Cover des Bands. Ausgewiesen als eine "Hommage an Michelangelo Antonioni" mit dem Titel "Papierkrieg" zeigt es eine Explosion, in der zerfetzte Bücher und Blätter durch die Luft wirbeln. Darunter auch gut erkennbar von Hilgers' vollkommen unbeschädigt durch die Luft sausende Studie, auf deren Umschlag sich so das selbe Motiv gewissermaßen ins Unendliche hinein spiegelt und wiederholt. Die Ironie dieses Entwurfs ist es wohl, dass das Buch darauf selbst zum Teil des perpetuierten "Papierkriegs" wird, den es beschreibt. Selten wurde die Gefahr der unweigerlichen Affirmation des Krieges durch seine bloße Abbildung so deutlich eingestanden wie hier - im Text jedoch findet sich diese wichtige Reflexionsebene kaum wieder.

Anmerkung der Red.: Der Artikel erschien bereits in der August- / Septemberausgabe Zeitschrift des Hamburger Instituts für Sozialforschung, "Mittelweg 36".


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Jens Warburg: Das Militär und seine Subjekte. Zur Soziologie des Krieges.
Transcript Verlag, Bielefeld 2008.
374 Seiten, 32,80 EUR.
ISBN-13: 9783899428520

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Titelbild

Philipp von Hilgers: Kriegsspiele. Eine Geschichte der Ausnahmezustände und Unberechenbarkeiten.
Gemeinschaftsproduktion mit dem Ferdinand Schöningh Verlag.
Wilhelm Fink Verlag, München 2008.
206 Seiten, 24,90 EUR.
ISBN-13: 9783770546459

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