Über das Wie und Warum generationeller Zuschreibungen - Der Sammelband "Generation als Erzählung" eröffnet neue Perspektiven auf ein "kulturelles Deutungsmuster"

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Generationen sind "in". Genauer: Die "Generation als Erzählung". Björn Bohnenkamp, Till Manning und Eva-Maria Silies haben deshalb einen Sammelband herausgegeben, der diese Beobachtung weiterführt und "Neue Perspektiven auf ein kulturelles Deutungsmuster" eröffnet. Schon das Einführungskapitel der Herausgeber macht deutlich, warum der Trend, die Gesellschaft und ihre Geschichte in "Generationen" einzuteilen, so erfolgreich und so beliebt ist. Funktionieren diese Sichtweisen doch als "Argument, Mythos, Auftrag und Konstrukt", wie es die Überschrift des Beitrags knapp zusammenfasst.

Jedem dieser Schlagworte sind in den einzelnen Kapiteln des Bands jeweils drei Beiträge junger Nachwuchswissenschaftler zugeordnet, die der "ersten Kohorte von Doktorandinnen und Doktoranden" angehören, welche an einer Abschlusstagung des Graduiertenkollegs 1083 "Generationengeschichte. Generationelle Dynamik und historischer Wandel im 19. und 20. Jahrhundert" teilnahmen.

Sie legen in dem als Hardcover für eine solche wissenschaftliche Publikation außerordentlich gediegen gestalteten Band veschiedenste Aufsätze mit literaturwissenschaftlichen, kulturwissenschaftlichen, soziologischen oder auch historiografischen Ansätzen vor, etwa zur Frage "Generation 'Feuersturm' oder Generation Lebensmittelkarte?' Generationen als biografisches Argument und lebensgeschichtliche Erfahrung in Zeitzeugen-Interviews" (Malte Thießen). Michael Ostheimer untersucht "Die Sprachlosigkeit der Kriegskinder. Zur Symptomatik der traumatischen Geschichtserfahrung in der zeitgenössischen Erinnerungsliteratur", während sich Christina May im gleichen, abschließenden Buchtitel über "Die Grenzen des Erzählens: Generation als Konstrukt" auf "Rentnerkohorten und soziale Ungerechtigkeit" kapriziert: "Fakt und Fiktion generationeller Prägungen im Wohlfahrtsstaat".

Ihr narratologischer Ansatz, fassen die Herausgeber in ihrer Einleitung zusammen, nehme "nicht die hitzigen Debatten über die Legitimation von Generationenbezeichnungen in den Fokus", frage "also nicht danach, was denn eine 'echte' Generation sei und nach welchen Merkmalen sich diese konstituiert", sondern lenke "die Aufmerksamkeit auf die inneren Logiken von Generationen, auf das Wie und Warum generationeller Zuschreibungen."

J.S.


Titelbild

Björn Bohnenkamp / Till Manning / Eva-Maria Silies (Hg.): Generation als Erzählung. Neue Perspektiven auf ein kulturelles Deutungsmuster.
Wallstein Verlag, Göttingen 2009.
262 Seiten, 29,90 EUR.
ISBN-13: 9783835304710

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