Die erste der Frauen – Vera Zingsem über die mythische Figur Lilith

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Von wegen Eva, Lilith war die erste Frau der Welt. Vor zehn Jahren publizierte die Theologin Vera Zingsem ein Buch über die noch immer viel zu wenig bekannte Gestalt diverser mythischer Erzählungen. Vier Jahre später folgte eine bearbeitete und erweiterte Auflage. Und nun liegt das Buch in einer preiswerten Taschenbuchausgabe vor. In acht Kapiteln geht die Autorin unter anderem der Frage nach, ob Lilith eine Göttin oder eine Dämonin ist, befasst sich mit Isolde Kurz’ Gedicht „Die Kinder der Lilith“, vergleicht die Schlangen- und Drachensymbolik verschiedener Kulturen, geht der Psychologie des Weiblichen bei C.G. Jung und dem wenig bekannten Erich Neumann nach oder erörtert, ob es sich bei Aphrodite und Lilith um Schwestern handeln könnte.

Flüssig geschrieben, aber nicht immer auf der Höhe des Gender-Diskurses ist der Band durchaus geeignet, dass Interesse an einer Frau zu wecken, die „über Jahrtausende als Irrlicht vor allem durch Männerphantasien“ geisterte, inzwischen jedoch „zu einem Symbol der Frauenbewegung avanciert[e]“, wie es im Klappentext des Buches heißt. Und er ist zugleich in der Lage, dieses einmal geweckte Interesse zu befriedigen. Bis zu einem gewissen Grad natürlich nur. Denn das Beste, was man über ein solches Buch sagen kann, ist, dass die Lesenden nach der Lektüre Appetit auf mehr zum Thema bekommen dürften.

R.L.

Titelbild

Vera Zingsem: Lilith, Adams erste Frau.
Reclam Verlag, Stuttgart 2009.
299 Seiten, 12,90 EUR.
ISBN-13: 9783150217085

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