Üble Sexismen

Eine „Hommage in Fotographien“ für Sophia Loren gerät durch die Textbeiträge zur Schmähung

Von Rolf LöchelRSS-Newsfeed neuer Artikel von Rolf Löchel

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Werden Leistungen und Verdienste von Frauen gewürdigt, so ist der Begriff der Hommage genau genommen fehl am Platze. Im Grunde genommen müsste es in diesen Fällen Femmage heißen. Da dies jedoch unüblich ist und dem dringend benötigten Wort sogar der Zugang zum Duden verwehrt wurde, wundert es nicht, dass ein jüngst erschienener Bildband über die Schauspielerin Sophia Loren als „Hommage in Fotographien“ auftritt.

Das aber ist der Band nun gerade ganz und gar nicht. Zumindest, was seine Texte betrifft, die Manfred Hobsch verantwortetet. Nicht nur, dass er Lorens schauspielerisches Vermögen gering schätzt und meint, sie habe nur „sich selbst“ gespielt und „vor allem mit ihrem Busen“ Karriere gemacht. Er ist außerdem der Auffassung, ihre „größten Erfolge“ habe sie nicht etwa sich selbst und ihrem schauspielerischen Können, ja nicht einmal „ihrem Busen“ zu verdanken, sondern dem Regisseur Vittorio De Sica. Einem Mann mithin – wie könnte es auch anders sein.

Ansonsten strotzt insbesondere der Einführungstext über „Leben und Filme“ der Aktrice vor Sexismen, die Hobsch freimütig über so ziemlich allen erwähnten Schauspielerinnen ausgießt. Dabei bedient er sich vorwiegend des Jargons der 1950er-Jahre, in dessen untersten Schubladen er sich umschaut, um die unsäglichsten und abgestandensten misogynen Topoi hervorzukramen: Etwa die „üppige Sexgöttin“, den „Busenkrieg“, die „nackten Tatsachen“ und gar die „körperliche Vorderlastigkeit“. Lässt er Sophia Loren und ihrer Kollegin Jayne Mansfields zum „Duell der Busenwunder“ antreten, „zieht Jayne ihr am tiefsten ausgeschnittenes Emerson-Kleid an, platzt zur Türe herein und schüttelt ganz unschuldig ihre Brustwarzen heraus.“ Doch greift Hobsch auch schon mal zu sexistischen Prägungen jüngeren Datums. Dann lässt er „‚Gina Nazionale‘ zick[en]” und „Jaynes Nippel blitzen“. All das ist schlichtweg widerwärtig.

Nur schwer erträglich sind auch Hobschs grässliche Metaphern. Nachdem er ausführt, Loren habe „immer wieder neue Affären“ gehabt, merkt er an, Peter O’Toole sei „ebenfalls das Wasser im Munde zusammengelaufen“. Auch versäumt er nicht zu kolportieren, Richard Burten habe „über die Dreharbeiten nur von seinem maßlosen Erstaunen über Sophias Busen [berichtet], der größer sei als der seiner Exfrau Liz Taylor“. Nun mag es zwar schon sein, dass Burton hierzu geschmacklos genug ist. Dass Carlo Ponti „[b]ei der Komödie ‚Die Puppe und der Gangster’ seine Frau Sophia Loren auf den Strich“ schickte, ist aber ein reines Märchen. Tatsächlich ist es natürlich die in dem Film verkörperte Figur, die sich prostituiert. Aber das klänge ja weit weniger reißerisch.

Dass Hobsch nach alter sexistischer Manier die Männer beim Nachnamen, die Frauen hingegen plumpvertraulich beim Vornamen zu nennen pflegt („Ponti kaufte alle Billigprodukte auf, in denen Sophia als Erotikdarstellerin mitgewirkt hat“), nimmt sich bei all dem fast schon harmlos aus.

Abschließend sei auch noch ein Blick auf die Fotos geworfen, denn schließlich handelt es sich um einen Bildband. Meist sind es Filmstills oder Pressefotos, auch Ablichtungen für Autogrammkarten und Werbeaufnahmen für verschiedene Filme dürften dabei sein. Genaueres weiß man allerdings nicht, denn die Bilder werden mit Ausnahme der Filmstills kaum ausgewiesen. Stattdessen wurden sie mit kurzen Kommentaren sowie mit zusammenhanglos hingesetzten Zitaten von Sophia Loren selbst, von diversen Semiprominenten wie dem „Tänzer und Choreographen Don Lurio“ oder auch schon mal von einem „ehemalige[n] Schulfreund“ versehen.

Titelbild

Hilary Gayner (Hg.): Sophia Loren. Hollywood Collection - Eine Hommage in Fotografien.
Texte und Fachberatung Manfred Hobsch.
Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag, Berlin 2009.
192 Seiten, 29,90 EUR.
ISBN-13: 9783896029331

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