Jenseits der Schmerzgrenze – Pedro Almodóvars Roman „Patty Diphusa“

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Mögen wird Patty Diphusa wohl nur, wer es über Seite 24 des Buches hinaus schafft. Bis dahin wird das persönliche Empfinden auf eine harte Probe gestellt. Wer sie meistert, wird auch am Rest von Pedro Almodóvars Titelheldin Freude haben.

Patty Diphusa ist Prostituierte, Pornodarstellerin und Partylöwin. Sie lässt kein Abenteuer, keine Droge und keinen Fick (solche Worte gehören zur Bewährungsprobe) aus. Mit den Härten, die diesen Lebenswandel unvermeidlich begleiten, geht Patty Diphusa fast unmenschlich gelassen um. Sie ist eine echte Sexgöttin mit teuflischen Zügen.

Doch normale Menschen kommen da nicht ganz mit: Bis zur genannten Seite haben zwei Psychopathen Diphusa vergewaltigt und fast zu Tode geschlagen. Pattys lakonischer Kommentar: „ICH sagte ihnen noch, wenn sie mich schon vergewaltigt hätten, dann könnten sie mich wenigstens nach Hause bringen […]. ICH begriff, dass es Situationen gibt, da kann eine Frau einfach nicht anders, da muss sie zur Feministin werden.“ Was Patty Diphusa natürlich nicht wird. Stattdessen schiebt sie auf dem Heimweg gleich noch eine Nummer.

Almodóvar hat die Figur Patty Diphusa in den 1980er-Jahren für eine Zeitschriften-Serie entwickelt. Die einzelnen Episoden sind in dem Roman nun erstmals gemeinsam erschienen. Wer den Autor als Regisseur schätzt, der kann auch bei diesem Roman bedenkenlos zugreifen. Alle anderen können ihre Schmerzgrenze austesten, oder es einfach sein lassen.

Titelbild

Pedro Almodovar: Patty Diphusa. Roman.
Übersetzt aus dem Spanischen von Klaus Laabs.
Berliner Taschenbuchverlag, Berlin 2008.
144 Seiten, 7,90 EUR.
ISBN-13: 9783833304927

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