Lone Rider

Richard Schinkel hat eine Monografie über Clint Eastwood und seine Filme geschrieben

Von Thomas NeumannRSS-Newsfeed neuer Artikel von Thomas Neumann

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Er ist Schauspieler und er ist Regisseur. Aber immer sind es „seine“ Filme, die man sich ansieht. Die vorliegende Monografie über Clint Eastwood als Schauspieler und Regisseur dokumentiert dies eindrucksvoll. Auf fast 300 Seiten wird mit einer Einleitung des Meisters begonnen, die man mit dem von ihm zitierten Satz „Blicke nie zurück, denn irgendwas könnte dich einholen“ zusammenfassen könnte. Eastwood wurde 1930 geboren, hat mittlerweile seine achtzig Jahre auf den Schultern zu tragen und ist wie nur wenige im Filmgeschäft immer noch an den eigenen Grundregeln orientiert. Es sind Filme, die er gerne sehen würde und es sind Filmeprojekte, an denen er gerne arbeitet – die unter seinen Händen entstehen. Wenn man in seiner Biografie zurückblickt, ist es vor allem sein Ausflug nach Europa, der ihm in der Sommerpause seines Serienengagements von „1000 Meilen Staub“ die Hauptrolle in dem Italowestern „Für eine Handvoll Dollar“ (1964) bescherte und der letztendlich realisierte Wunsch zu Beginn seiner Karriere, Filme selbst zu machen, die seinen Lebensweg wesentlich bestimmt haben. Legendär wurden neben Western wie „Sinola“, der noch ein wenig konventionell war, und „Der namenlose Reiter“, „Der Texaner“ und „Erbarmungslos“, die Reihe der „Dirty Harry“-Filme und einige anspruchsvolle, in ihrer Vielschichtigkeit bis heute vielleicht oft unterschätzten Streifen wie „Ein wahres Verbrechen“ (1999) und „Sadistico“ (1971). Dass in den letzten Jahren von Eastwood als Regisseur so überdurchschnittliche Filme wie „Million Dollar Baby“ (2004), „Gran Torino“ (2008) und „Invictus“ (2009) entstanden sind, festigt seinen Ruf als Legende.

Mehrere Seiten Text und Fotos zu jedem seiner Filme machen aus dem Band ein hervorragendes Nachschlagwerk. Unverständlich ist, warum ein so herausragender Film wie „Piano Blues“ (2003), den Eastwood als Bestandteil von Martin Scorseses Film-Projekt über die Ursprünge des Blues gemacht hat, nicht erwähnt wird. Neben dieser marginalen Kritik hat der Leser einen schön gemachten Bildband in den Händen, der im Zusammenspiel von anschaulichem Bildmaterial eine unterhaltsame Lektüre erlaubt. Dass es der Band sogar schafft, den Leser für ein erneutes Ansehen der Filme zu begeistern, spricht zuerst einmal für die Monografie, letztendlich aber natürlich für ein herausragendes filmisches Werk. Mit dem Erscheinen des Buches ist es eigentlich auch schon veraltet, schließt sie doch mit einer Prognose Clint Eastwoods im Vorwort für die vorliegende Monografie: „Abschließend hoffe ich, dass diese ‚Retrospektive‘ schon bei ihrem Erscheinen nicht mehr ganz aktuell sein wird.“ – Gegenwärtig arbeitet er an seinem neuen Film mit dem Arbeitstitel „Hereafter“.

Titelbild

Richard Schickel: Clint Eastwood. Ich bin doch nur ein Typ, der Filme macht.
edel Verlag, Hamburg 2010.
288 Seiten, 49,95 EUR.
ISBN-13: 9783941378582

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