Haßliebe zu Goethe

Über das von Helmut Koopmann herausgegebene Schiller-Handbuch

Von Thomas AnzRSS-Newsfeed neuer Artikel von Thomas Anz

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Alle schreiben über Goethe. Doch was da aus Anlaß des 250. Geburtstags in Massen erscheint, erreicht selten den Rang des "Schiller-Handbuchs", das Helmut Koopmann herausgegeben hat. Koopmann ist seit Jahrzehnten als vorzüglicher Kenner dieses zweiten deutschen Hochklassikers ausgewiesen. Und zu seinen Mitarbeitern gehören so renommierte Experten wie Klaus L. Berghahn, Karl S. Guthke, Hans-Jörg Knobloch, Terence James Read, Wolfgang Riedel und Gerhard Schulz.

Das Handbuch gehört wie das ebenfalls von Koopmann edierte Thomas Mann-Handbuch zu einer bewährten Reihe, die für die Forschungen auch zu Shakespeare, Wagner oder Kafka grundlegend wurde. In komprimierter, materialgesättigter und doch erstaunlich gut lesbarer Form informiert das klar strukturierte Kompendium über ein breites Spektrum von Aspekten: über Schillers Leben und Persönlichkeit, über die Literatur, die Politik oder sogar den Buchhandel seiner Zeit ebenso wie über die kulturellen Traditionen, derer er sich virtuos bediente, über einzelne Werke, seine Ästhetik in Theorie und Praxis oder über seine Wirkung. Kein strahlendes Schiller-Monument wird hier aufgebaut, sondern das Bild einer Persönlichkeit voller produktiver Widersprüche gezeichnet, nicht das eines Originalgenies, sondern eher das des "Intellektuellen in einer Spätzeit" (Koopmann).

Natürlich geht es in diesem Handbuch auch um Goethe. Es handelt unter anderem von Schillers "Haßliebe" zu ihm und von deren freundschaftlicher Aufhebung, die durch Eingeständnisse möglich wurde, wie sie Schiller machte: "Jeder konnte dem andern etwas geben, was ihm fehlte, und etwas dafür empfangen".

Titelbild

Helmut Koopmann (Hg.): Schiller-Handbuch.
Alfred Kröner Verlag, Stuttgart 1998.
966 Seiten, 39,90 EUR.
ISBN-10: 3520830019

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