Frauengeschichten in der Popmusik

Eine Sammlung mit kleinen Geschichten zu weiblichen Figuren in Popsongs

Von Thomas NeumannRSS-Newsfeed neuer Artikel von Thomas Neumann

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Das vorliegende Büchlein beinhaltet eine Zusammenstellung von fünfzig Geschichten über fünfzig Popsongs, die für, über oder im Zusammenhang mit weiblichen Wesen stehen. Die Textsammlung, die hier in einer ordentlichen Übersetzung aus dem Englischen vorliegt, beginnt mit der Geschichte zu dem Song „Angie“ von den „Rolling Stones“. Man wird sofort mitten in die Rock- und Popgeschichte hineinkatapultiert, bewegt sich auf dem Niveau von Klatschkolumnen und wird auf die verschiedenen Möglichkeiten von Mick Jaggers Inspiration für den Song verwiesen. Als Anregung für den Text, der von einer nicht mehr möglichen Beziehung handelt, wird die damalige Freundin von Jaggers Mitstreiter Keith Richards, das Model Anita Pallenberg, genannt. Ebenso könnte es aber auch David Bowies Exfrau Angela sein, die jedoch in ihren Erinnerungen auf einen weiteren Kontext verweist: Sie hatte Jagger und Bowie zusammen im Bett erwischt und schreibt „Ich war mir so verdammt sicher, das die gevögelt hatten“ und weiter „Ich brauchte nicht nach irgendeiner offenen Tube Gleitcreme zu suchen.“ War die Beziehung zwischen Bowie und Mick Jagger gemeint?

Der ganze Band vereinigt fünfzig Geschichten zu fünfzig Songs, die zu den bekanntesten Liedern der Rock- und Popgeschichte zu zählen sind. Dabei findet man zum Beispiel Bob Dylans „It Aint’t Me Babe“, von den „Kinks“ „Lola“, Buddy Hollys „Peggy Sue“, von „The Velvet Underground“ „Femme Fatale“ und „Pink Floyds“ „See Emily Play“. Man ist bei der Lektüre immer wieder überrascht, welche Geschichten hinter den Liedern stecken, was man alles nicht kennt und wie einfach und banal manchmal die Wirklichkeit im Vergleich zu ihrer poetisierten Variante in der Musik ist. Im Vorwort zur deutschen Ausgabe wird es treffend zusammengefasst, was das Buch über die Beschreibung der Hintergründe der Popmusik hinaus noch sein könnte: „Egal ob es in den Texten nun um unerwiderte Liebe geht […], um das drohende Ende einer Ehe […], die Verarbeitung einer schmerzhaften Trennung […], um einen vergessenen Geburtstag […] oder einfach nur um eine alberne Fantasie […] – diese Songs sind wie das wahre Leben: vielschichtig, komplex, schillernd, manchmal traurig, aber oftmals auch einfach nur wunderschön.“

Wenn man auch an der einen oder anderen Stelle einige „Unschärfen“ in der Übersetzung ausmachen kann, ist es doch eine abenteuerliche Reise durch die Popkultur, auf die sich der Leser begeben kann, und die durch solch kleine Irritationen nicht weiter gestört wird. Wenn man sich dann auch noch die Musik dazu anhört, den Songs und den Alben ein wenig Aufmerksamkeit schenkt, dann kann man ein paar unterhaltsame und entspannende Stunden mit diesem Buch verbringen.

Titelbild

Michael Heatley: Das Mädchen aus dem Song. Angie, Lola, Rita, Suzanne und Maggie May - und welche Geschichte sich dahinter verbirgt.
Übersetzt aus dem Englischen von Madeleine Lampe und Thorsten Wortmann.
Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag, Berlin 2010.
247 Seiten, 14,95 EUR.
ISBN-13: 9783896025791

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