Klein aber fein

Ein Diogenes-Bändchen mit Gedichten von Friedrich Nietzsche

Von Ursula HomannRSS-Newsfeed neuer Artikel von Ursula Homann

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Viele, die Nietzsches Philosophie ablehnen, sind dennoch beeindruckt von seinem Stil, seiner Sprache und vor allem von seiner Lyrik, wie etwa seinerzeit Max Brod. Schon früh wurde Nietzsche - und das kommt bei einem Philosophen höchst selten vor - auch in literarischen Nachschlagewerken erwähnt. In vielen Schullesebüchern findet man Gedichte von ihm. Sicher nicht von ungefähr. Erst jüngst meinte Albert von Schirnding: "Hätte Nietzsche nichts geschrieben außer den zwölf oder fünfzehn vollkommenen Gedichten, die von seiner Hand stammen, hätten wir immer noch Ursache, seines hundertsten Todestages zu gedenken."

Wer sich davon überzeugen möchte, dem sei das kleinformatige, bei Diogenes erschienene Gedichtbändchen, das in jeder noch so kleinen Handtasche mühelos unterzubringen ist, empfohlen. Es beginnt mit "Lyrischem und Spruchhaftem" aus den Jahren 1858 bis 1888, mit "O süsser Waldesfrieden" und dem "Unbekannten Gott". Ein Gedicht ist Richard Wagner gewidmet, eines der bekanntesten heißt "Abschied" und endet mit der Verszeile: "Weh dem, der keine Heimat hat." Unter "Scherz, List und Rache, Vorspiel in deutschen Reimen" aus dem Jahr 1882 stehen die oft zitierten und auf Nietzsche gemünzten Verse aus "Ecce Homo": "Ja! Ich weiß, woher ich stamme!/ Ungesättigt gleich der Flamme/Glühe und verzehr ich mich./ Licht wird alles, was ich fasse,/ Kohle alles, was ich lasse;/ Flamme bin ich sicherlich." Es folgen "Lieder des Prinzen Vogelfrei" und einige "Dionysos-Dithyramben" mit der "Klage der Ariadne".

Titelbild

Anton Friedrich: Die schönsten Gedichte von Friedrich Nietzsche.
Diogenes Verlag, Zürich 2000.
103 Seiten, 2,60 EUR.
ISBN-10: 3257701616

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