Warum wir die Medien verstehen sollten

Douglas Couplands Biografie über den Medientheoretiker Marshall McLuhan

Von Thomas NeumannRSS-Newsfeed neuer Artikel von Thomas Neumann

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Die modernen Massenmedien betreffen uns alle – sowohl das Fernsehen, das Internet als auch die Mobilfunknetze. Wie viel wir von der Technik der Medien und ihren Hintergründen, von den Medienzaren und ihren Manipulationsstrategien wissen sollten, vermittelt uns Douglas Coupland mit den Worten des Kommunikationstheoretikers und Philosophen Marshall McLuhan: Man sollte alles wissen. Außerdem gibt Coupland dem Leser zusätzlich eine Lese- und Forschungsanleitung für McLuhans Werke mit auf den Weg: „Sich auf ihn einzulassen ist für viele allerdings wie eine Reise in die Antarktis. Man muss Zeit haben, Geduld, Ausdauer, Hartnäckigkeit und die nötigen Mittel, und ist man erst mal dort, weiß man nicht, was man finden wird.“ Dies schreckt zunächst von dem Studium von McLuhans Werk ab.

Coupland geht in seiner McLuhan-Biografie chronologisch vor, arbeitet die verschiedenen Lebensstationen ab und macht an vielen Stellen seiner Erzählung die engen Verbindungen und Ähnlichkeiten zwischen McLuhan und Coupland deutlich – Ähnlichkeiten, die vor allem auf die Medienpräsenz beider Autoren zurückzuführen sind. Dabei ist die besondere Fähigkeit, die McLuhan zu einem Experten in Sachen Medienentwicklung machte, seine fast an Autismus grenzende Begabung, Muster zu erkennen. Mit diesen Mustern konnte er die (Medien-)Welt sehr gut beschreiben. Und als diese Beschreibungen durch die Publikation mehrerer erfolgreicher Bücher bekannt wurden, wurde auch der Autor der Bücher bekannt. Seine Intentionen waren dabei immer eindeutig: „Moralische Entrüstung ist ein Alibi für Menschen, die etwas nicht verstehen können oder wollen.“ Deshalb galt es alles zu erklären.

Er verstand die neuen Medien – und damit auch das Internet – als eine Form der Ausweitung unseres Gehirns und Bewusstseins. Er ist für viele Schlagworte und Sentenzen aus der Medienbranche verantwortlich – zum Beispiel „Das Medium ist die Botschaft“ – und er verabscheute die technische Weiterentwicklung. McLuhan schloss die moralische Bewertung von Entwicklungen und Phänomenen aus – wodurch er überraschenderweise zum Technik- und Medienguru avancierte.

McLuhans Erkenntnisse seit Ende der 1950er-Jahre und seine Bedeutung für die Gegenwart fasst Douglas Coupland in seinem unterhaltsam geschriebenen, informativen und sehr intelligenten Buch zusammen: „Jeder von uns sehnt sich nach Drama im Leben. Wir sehnen uns nach einem Sinn und danach, gebraucht zu werden. Niemals zuvor waren die Möglichkeiten, diesen Bedürfnissen nachzukommen, so zahlreich vorhanden, und niemals zuvor ist so ziemlich jedem von uns so bewusst gewesen, welche Konsequenzen dumme Ideen und nachlässiges Verhalten mit sich bringen können.“

Titelbild

Douglas Coupland: Marshall McLuhan. Eine Biographie.
Übersetzt aus dem Amerikanischen von Nicolai von Schweder-Schreiner.
Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2011.
213 Seiten, 18,95 EUR.
ISBN-13: 9783608503067

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