Neue Lebendigkeit – das von Dieter Lamping herausgegebene „Handbuch Lyrik“ bietet einen aktuellen Überblick über die Gattung der Lyrik

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Nicht nur unter Lesern, sondern auch in der Forschung lässt die Beschäftigung mit der Lyrik seit den 1960er-Jahren nach. „Lyrik nervt“, so der Titel eines von Andreas Thalmayr alias Hans Magnus Enzensberger verfassten Bändchens, das sich 2004 ironisch an diejenigen Zeitgenossen wandte, denen „der unbeschwerte Umgang mit der Poesie“ abhanden gekommen war.

Doch um die aktuelle Lyrik ist es gar nicht so schlecht gestellt, wie man vermuten könnte. Denn die unbestrittene Vitalität der Szene, so der Herausgeber des vorliegenden „Handbuchs Lyrik“, der Mainzer Literaturwissenschaftler Dieter Lamping in seinem Vorwort, hat dafür gesorgt, dass die Lyrikforschung wieder vermehrt an Bedeutung gewonnen hat. Der Blick geht dabei weit über die deutschsprachige Literatur hinaus, das komparatistisch ausgerichtete Handbuch stellt die Poetiken der Lyrik vor und setzt außerdem Schwerpunkte bei der griechischen und lateinischen, der deutschen, englischen, französischen, italienischen und spanischen Dichtung.

Es versucht, die verschiedenen Arbeitsgebiete der gegenwärtigen Lyrikforschung darzulegen, stellt zunächst die wissenschaftlichen Gattungstheorien vor, umreißt Tendenzen der neueren Lyrikforschung und macht mit den Grundbegriffen der Interpretation vertraut – etwa solchen der Form, Sprache, Medialität und von Veröffentlichungskontexten. Ein anschließender typologischer Teil betrachtet Funktionen, Relationen, Themen und Verfahren, untersucht dabei die vielfältigen Beziehungen der Lyrik zur Religion, zur Philosophie, zur Musik, zur Bildenden Kunst und zum Film. Auch Aspekte der Lyrikvermittlung werden in einem didaktischen Teil zur Sprache gebracht, es werden unter anderem Fragen der Übersetzung, der Edition, der Lesung und der Thematisierung von Lyrik im Schulunterricht diskutiert.

Mehr als 200 Seiten des Handbuchs beschäftigen sich darüber hinaus mit der „Geschichte der Lyrik“ von der Antike bis zur Moderne, nebst einem überblicksartigen Artikel zu den Tendenzen der Gegenwartslyrik seit den 1990er-Jahren. Den Band beschließt ein ausführlicher Anhang mit Sach-, Namens- und Titelregister und einer aktuellen Bibliografie.

A. S.

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Titelbild

Dieter Lamping (Hg.): Handbuch Lyrik. Theorie, Analyse, Geschichte.
J. B. Metzler Verlag, Stuttgart 2011.
451 Seiten, 69,95 EUR.
ISBN-13: 9783476023469

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