In der „G-Trap“

Christian Krachts Roman „Imperium“ kokettiert mit Ironie und Zynismus. Gleichzeitig wirft der „Briefwechsel“ des Autors mit dem Komponisten David Woodard aber auch Fragen auf, denen die Presse bisher konsequent aus dem Weg gegangen ist

Von Jan SüselbeckRSS-Newsfeed neuer Artikel von Jan Süselbeck

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Man kann Christian Kracht wirklich nur beglückwünschen. Die Debatte um seinen Südsee-Kolonialroman „Imperium“, dem der Literaturkritiker Georg Diez im „Spiegel“ vorwarf, von einer „rassistischen Weltsicht“ durchdrungen zu sein, hat den Autor über Wochen zum Medienthema gemacht. Die vielen Schlagzeilen katapultierten seinen Roman binnen kürzester Zeit auf die Bestsellerlisten. Die schier grenzenlose Welle der Begeisterung für dieses Buch und die vielen Verteidigungen des Autors gegen die Behauptung von Diez, Kracht bereite den Weg für ein „antimodernes, demokratiefeindliches, totalitäres Denken“, waren von selten gesehener Einhelligkeit.

Dass Kracht daraufhin auch noch seine Premieren-Lesung in Berlin absagte und seinen Verlag mitteilen ließ, die Vorwürfe im „Spiegel“ bedrückten ihn so sehr, dass er sich außerstande sehe, nach Deutschland zu kommen, bestärkte das allgemeine Mitgefühl nur noch mehr und ließ den gewieften Selbstinszenierer als Opfer einer ruchlosen Verleumdung erscheinen. In einem offenen Brief an den „Spiegel“, den 17 Autoren unterschrieben und der dem Blatt vorwarf, „die Grenzen zwischen Denunziation und Kritik“ überschritten zu haben, warf sich selbst die Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek für Kracht in die Bresche.

Auffällig war an der Debatte, dass über den Roman „Imperium“ umso weniger Substantielles zu erfahren war, desto mehr Artikel zum Thema erschienen. Es dominierte der Gestus des Abwinkens: Gerrit Bartels etwa zweifelte im „Tagesspiegel“ daran, ob sich die Mühe überhaupt noch lohne, den vom „Spiegel“ aufgeworfenen Fragen genauer nachzugehen. Auf den von Diez eigentlich hauptsächlich in den Blick der Öffentlichkeit gerückten, im Wehrhahn Verlag erschienenen „Briefwechsel“ Krachts mit seinem Freund, dem dubiosen US-Komponisten David Woodard, ging mangels eigenständiger Lektüre ohnehin kaum jemand näher ein.

Schließlich schrieben viele Journalisten nur noch emsig voneinander ab: Diez habe seine entlarvenden Zitate aus dem Zusammenhang gerissen, seine Vorwürfe seien haltlos – so hieß es immer wieder in den vielen, oft nahezu gleichlautenden Bewertungen der Sachlage. Es hatte sich ein Diskurs herausgebildet, gegen dessen Mainstream sich offenbar kaum noch jemand zu wenden vermochte: Tatsächlich sei Krachts Roman über die historische Figur des deutschen Kokosnuss-Vegetariers und Nudisten August Engelhardt, der um 1900 in „Deutsch-Neuguinea“ auf dem einsamen Eiland Kabakon seine „Kolonie der Kokovoren“ gründete, genauso großartig, wie es ihm die ersten Rezensionen in den großen Tageszeitungen bereits bescheinigt hätten, beteuerte man gebetsmühlenhaft.

Jan Klüveler wiederholte dazu in der „Welt“, die sich gleich mit einer ganzen Salve von Artikeln für den ehemaligen „B. Z.“-Angestellten Kracht ins Zeug legte, das unvermeidliche Mantra, dieser Schriftsteller erweise sich einmal mehr als ein „Grenzgänger sicheren Geschmacks“, der „zwischen Kritik und Affirmation“ ‚schillere‘. „Mit anderen Worten: als interessanter Autor.“

Viel mehr als solche bloßen Ergebenheitsadressen an den Sohn des gleichnamigen Generalbevollmächtigten der Axel Springer AG fiel den Kracht-Befürwortern in der „Welt“ allerdings auch nicht ein. Ulf Poschardt etwa glaubte, ein Indiz für die verkannte moralische Integrität des Autors gefunden zu haben, in dem er einen dekontextualisierten Einzelaspekt aus dessen Werk betonte, dessen Beweiskraft ebensowenig zu überzeugen vermochte wie die wenigen ‚Belege‘ aus „Imperium“, die Diez für die gegenteilige These aufzubieten hatte: „Der Held in seinem vorangegangenen Roman war Schwarzafrikaner.“ Poschardts Kollege Cornelius Tittel wiederum klagte: Der „Kracht-Vernichtungsversuch“ von Diez sei „so haarsträubend“, dass „man es lieber Literaturwissenschaftlern an einem gut ausgestatten Lehrstuhl überlassen möchte, die Infamie dieser Attacke in all ihren Details darzustellen.“

Hier kann gerne Abhilfe geschaffen werden. Allerdings fällt das Gutachten etwas anders aus, als man es sich in der „Welt“ erhofft haben mag. „Imperium“ ist ein Roman, der an Krachts altbekannte Strategie anschließt, koloniale Klischees mit einer seltsamen Nostalgie-Sprache wiederaufleben zu lassen, welche die Nähe zum schwelgerischen Kitsch nicht scheut: „Engelhardt war auf die fast schmerzhafte Schönheit dieser Südmeere gar nicht vorbereitet gewesen; Sonnenstrahlen stießen in leuchtenden Säulen durch die Wolken, des Abends senkte sich friedliche Milde über die Küsten und ihre hintereinander gestaffelten, sich im zuckrigvioletten Licht der Dämmerung ins Unendliche fortsetzenden Bergketten.“

Kracht erweist sich in „Imperium“ abermals als belesener Autor, der seine Romane so sehr mit intertextuellen Anspielungen durchsetzt, dass deren Entschlüsselung die Literaturkritik überfordern muss. So lässt er die Visionen elitärer Lebensreformer um 1900 in der Figur Engelhardts in einer Weise wiederaufleben, die im Blick auf den grassierenden Veganer- und Outdoor-Wahn unserer Zeit nicht ohne einen gewissen sarkastischen Humor ist: Wenn Engelhardt dem Gouverneur des deutschen Südsee-„Schutzgebietes“ Neupommern vor seiner Ankunft in der Hauptstadt Herbertshöhe eine Art Heiligenfoto von sich voraussendet, so ist dessen Motiv zugleich eine Erinnerung an das berühmte „Lichtgebet“ des Malers Fidus – als auch an dessen Zitat in dem Bestseller-Kultbuch der Nazis schlechthin, Walter Flex’ national-religiösem ‚Märtyrer‘-Roman „Der Wanderer zwischen beiden Welten“ (1917): „Engelhardt hatte eine Photografie mitgesandt, die ihn auf einem fränkischen Hügel nächst Nürnberg stehend zeigte, die Arme zum Himmel, zur Sonne emporgereckt.“

Wenn man sich nun ansieht, was in Krachts vertracktem Text am Ende aus diesem esoterischen Lebenskult gegen die angebliche „Durchseuchung des Geistes“ in Deutschland wird, aus dieser Engelhardt’schen Bekämpfung „einer inneren, unheilbaren Morschheit, deren zersetzende Kraft sich wie ein Krebsgeschwür durch die Seele zu fressen vermochte“ – dann könnte man das gewiss auch als gewitzte Zeitkritik am Gesundheitswahn unserer Tage verstehen: Am Ende verstümmelt sich Engelhardt schließlich selbst und beißt herzhaft in den eigenen Daumen, den er sich abgeschnitten hat. Der selbsternannte Guru dreht am Schluss also schlicht durch und ergeht sich in antisemitischen Verschwörungstheorien.

Allerdings verunklart sich die Positionierung des Erzählers zu diesen Entgleisungen immer wieder durch ‚schillernde‘ Kommentare. Hinzu kommt, dass Kracht in „Imperium“ abermals mit seiner ‚filmischen‘ Schnitt-Technik operiert, welche jene Analepsen und Prolepsen, wie sie auch schon den fantastischen und ‚parahistorischen‘ Zukunfts-Roman „Ich werde hier sein im Sonnenschein und im Schatten“ (2008) bestimmten, als selbstreflexives Drehbuch-Stilmittel wiederholt. Dadurch entstehen noch einmal weitere Brüche im Text: So kann Kracht am Ende des Romans eine Hollywood-Verfilmung von „Imperium“ entwerfen, mit monumental aufbrandender Musik zur Premiere. Da „rattert der Projektor, nein, es flirren Hunderte Projektoren und werfen ihre von wild tanzenden Staubpartikeln begleiteten Lichtnadeln auf Hunderte Leinwände“.

Es ist also ein ziemlich komplexer Roman, in dem zwar beinahe alle vorkommenden Figuren Rassisten sind, aber in dem diese Figuren gleichwohl auch als ‚gemischte‘ Charaktere auftreten, die Wandlungen durchmachen und nicht nur Täter sind, sondern auch zu Opfern werden. Allen voran Engelhardt, der zum Beispiel als Nudist im ostpreußischen Memel von Polizisten misshandelt und eingesperrt wird: Zunächst gibt er sich sogar als ein Verteidiger der „dunklen Rassen“ zu erkennen, die den ‚Weißen‘ „um Jahrhunderte voraus“ seien. Auch von Richard Wagners Antisemitismus hält Engelhardt am Anfang gar nichts: Er hört lieber Giacomo Meyerbeer.

Allerdings muss Engelhardt dann auch erfahren, dass der Tamile Govindarajan, mit dem er in Ceylon gleich ein Hotelzimmer teilen will, weil dieser sich als Vegetarier bei ihm einschmeichelt, nichts weiter als ein schäbiger Dieb ist. Das kennen wir ebenfalls bereits aus Krachts vorherigem Roman: Auch dort muss der von Poschardt so triumphierend erwähnte „Schwarzafrikaner“, der als antirassistischer Protagonist eingeführt wird, am Ende erfahren, dass sich sein jüdischer Gegenspieler Brazhinsky doch als ein Verschwörer und Konterrevolutionär entpuppt, der ihn noch dazu umzubringen versucht.

Wie auch Thomas Assheuer zuletzt vielleicht etwas sophisticated, aber auf dennoch plausible Weise in der „Zeit“ analysiert hat, spielt „Imperium“ mit einem gnostischen Dualismus: Das „Imperium“ steht für die böse, verfallene Welt, in der der einzelne, erleuchtete Prophet zumindest den Funken der Erkenntnis noch in sich zu tragen vermag – und in diesem Sinne ist Engelhardt tatsächlich nicht nur eine durchweg lächerliche, sondern auch eine tragische Figur. „Imperium“ wird damit von einem Weltbild bestimmt, das an die frühen Kurzromane Arno Schmidts erinnert, namentlich sein Debüt-Werk „Leviathan“ (1949) – obwohl Krachts Roman mit diesem Giganten der Nachkriegsliteratur sprachlich wenig gemein hat. Kracht pflegt vielmehr einen Stil, der in seiner Maniriertheit an Thomas Mann erinnert, den jemand wie Schmidt wiederum strikt ablehnte.

Wie auch schon Krachts Roman „1979“, der vor dem Hintergrund der iranischen Revolution gegen des Schah angesiedelt ist, erzeugt „Imperium“ beim Leser entfernte Ahnungen eines antidemokratischen Antiamerikanismus, ohne dass man dem Text diese Botschaft insgesamt eindeutig nachweisen könnte: Schwarze GIs, deren Zähne mit „einer unwirklichen Leuchtkraft strahlen“, servieren Engelhardt kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ein Hot Dog und Coca-Cola: Man „schlägt ihm aufmunternd auf den Rücken; dies ist nun das Imperium“. Das kann man auch im Kontext mit „1979“ lesen, wo eine für den Protagonisten nicht unwichtige iranische Propheten-Figur äußert: „Wenn wir es nicht selbst in uns ändern, werden wir alle kriechen müssen, wie Schnecken, blind, um ein leeres Zentrum herum, um den großen Satan herum, um Amerika. […] Es gibt nur eine Sache, die dagegen stehen kann, nur eine ist stark genug: Der Islam. Alles andere wird scheitern. Alle anderen werden in einem schaumigen Meer aus Corn Flakes und Pepsi-Cola und aufgesetzter Höflichkeit ertrinken.“

Hinzu kommt, dass all dies nunmehr neben einem weiteren Buch zur Debatte steht, das die Literaturwissenschaftler Johannes Birgfeld und Claude D. Conter herausgegeben haben: „Five Years“, der von Diez inkriminierte englischsprachige Briefwechsel mit Woodard, rückt viele Einzelmotive aus „Imperium“ ins Zwielicht: Karlheinz Stockhausens Bemerkung, der Anschlag auf das World Trade Center sei das größte Kunstwerk für den ganzen Kosmos gewesen, bezeichnet Kracht in „Five Years“ als „only viable comment on 911“.

Auch wenn in der Kracht-Debatte behauptet worden sein mag, der Mailwechsel des Autors mit Woodard habe mit der Bewertung des Romans „Imperium“ überhaupt nichts zu tun, ist es selbstverständlich legitim, diese beiden Publikationen des sich so unangreifbar gebenden ‚Dandys‘ Kracht zu kontextualisieren: Es ja zum Beispiel auch nicht verboten, Goethes Gespräche mit Eckermann zur Interpretation anderer Werke des Weimarer Klassikers heranzuziehen.

Gewiss: Wenn die Romanfigur Engelhardt Helena Petrovna Blavatskys theosophische Schriften vom Ende des 19. Jahrhunderts rezipiert, in denen die Existenz einer ‚arischen Wurzelrasse’ behauptet wird, bedeutet dies nicht unbedingt, dass auch der Autor Kracht dies gutheißt. Wenn dieser allerdings im „Briefwechsel“ schreibt, er habe ein Bild von Blavatsky an seiner Zimmerwand hängen, so erhöht dies zumindest die Irritation.

Wie geht man nun damit um, dass Kracht zusammen mit Woodard die einstige Rassisten-Siedlung Elisabeth-Förster-Nietzsches in Paraguay, „Nueva Germania“, aufsucht und dorthin die Bibliothek seines Großvaters verschenkt, um den Grundstein für ein neues Aufleben des Orts als Kulturzentrum zu legen und dort mit Woodard die Errichtung einer Nachbildung des Wagner-Opernhauses zu planen? Warum organisiert Kracht in Berlin einen zweistündigen Vortrag Woodards, der zunächst den erstaunlichen Titel „An Evening Devoted to Elisabeth Förster-Nietzsche and Nueva Germania“ tragen soll, wo Förster-Nietzsche doch Antisemitin war und in „Nueva Germania“ der Auschwitz-Folterknecht und Massenmörder Josef Mengele Unterschlupf fand, über den Woodard merkwürdig begeistert klingende Exil-Anekdoten zu mailen weiß? Ist all dies auch wieder nur ein Fake, ein Hoax und bloß ein fingierter „Briefwechsel“, um uns abermals zu provozieren und an der Nase herumzuführen? Handelt es sich, mit anderen Worten, auch wieder bloß um einen „Scherz“? Und wenn ja: Wer könnte eigentlich, einmal abgesehen von den Autoren selbst, die sich diebisch darüber freuen mögen, dass man sich nun wieder über etwas aufgeregt hat, das sie ‘in Wahrheit’ gar nicht so ‘gemeint’ haben, noch darüber lachen?

Wieso begeistern sich Kracht und Woodard so sehr für Kim-Jong Il, und wieso bezeichnet Kracht diesen Diktator emphatisch als „DEAR LEADER“? Warum protestiert Kracht nicht, wenn Woodard ihm euphorisch mitteilt, er sei dazu eingeladen worden, in Argentinien Joseph Goebbels’ ‚rechte Hand‘, den 93-jährigen Wilfred von Oven (1912-2008) zu besuchen? Und wieso berät sich Kracht strategisch mit Woodard darüber, wie man den jüdischen US-Journalisten Jack Epstein, den Woodard als „reactionary jew“ bezeichnet, davon abhalten könnte, misstrauische Dinge über ihr „Nueva Germania“-Projekt zu berichten?

Solche Fragen lassen viele Motive und Figurenäußerungen in „Imperium“ in der Tat noch einmal anders klingen: Der Roman weiß etwa dort zu beeindrucken, wo es darin darum geht, zu zeigen, wie gerade solche Leute, die ihr eigenes Coming Out unterdrücken, zu besonders radikalen Schwulenhassern werden. Was aber macht man nun mit dem Befund, dass Kracht sich in seinem Mailwechsel mit Woodard selbst als exakt ein solcher Autor erkennen gibt, der ständig darüber besorgt ist, dass er aus einer „G-Trap“ in der insbesondere literaturwissenschaftlichen Rezeption seiner Werke nicht mehr herauskommen könnte? Warum betont Kracht gegenüber seinem Freund ständig, seine Liebes- und Unterwürfigkeitsschwüre seien keinesfalls „in a G-man way“ gemeint? Warum teilt Kracht nach der Wahl Joseph Ratzingers zum Papst begeistert mit: „He will lead the catholic church away from the devilish wiles of gaydom“?

Es ist schon seltsam: Birgfeld und Conter geben einen (fingierten) Mailwechsel Krachts mit einem von dem Autor bis zuletzt verehrten Freund heraus, der vor homophoben, antisemitischen und autoritären Diktatur- und NS-Kokettierereien nur so strotzt, und schreiben dazu in ihrem editorischen Vorwort: „Der Briefwechsel enthält keine zu entbergenden Wahrheiten. Er ist als Dokument hohl. Nicht dennoch, sondern gerade deswegen lohnt sich die Begegnung mit diesen Texten: als Betrachter eines ästhetisch intellektuell herausfordernden Ereignisses und als Leser von Literatur. Denn unabhängig von seinen unbekannten ursprünglichen Intentionen wird der Briefwechsel im Moment der Veröffentlichung zu einem Rätseltext, zu einem Werk potenzierter Vieldeutigkeit; er wird für den Leser zur Fiktion.“

Was genau soll denn nun an diesem „Briefwechsel“ so „intellektuell herausfordernd“ sein? Dass da zwei Leute so tun, als ob sie Nazis interessant fänden, obwohl es am Ende doch gar nichts bedeuten soll? Auf solche relativierenden Argumentationen kommen Journalisten kaum – das schaffen tatsächlich nur Germanisten, die sich auf die Fahnen geschrieben haben, einen Autor auf Biegen und Brechen zum Heros des gegenwartsliterarischen Kanons zu adeln. Kracht mag sich selbst zur ‚ästhetizistischen‘ Fiktion stilisiert haben und alles immer nur ironisch meinen: Damit ist aber zum Beispiel über die Wirkung seiner Texte in verschiedenen Lesermilieus, die diese ganz anders auffassen könnten als Birgfeld und Conter, noch gar nichts gesagt. Texte, die wie die Krachts ‚mit dem Feuer spielen‘, wie es in der Debatte der letzten Wochen immer wieder raunend hieß, könnten bei ihren Lesern eventuell auch ganz andere Reaktionen und Bewertungen hervorrufen, als sie sich professionelle Leser mit poststrukturalistisch anmutenden Attitüden vorstellen können mögen.

Anm. der Red.: Eine gekürzte Version des Artikels erschien bereits in der „Jungle World“ Nr. 11 vom 15. März 2012.

Kein Bild

Christian Kracht / David Woodard: Five Years. Briefwechsel 2004-2009.
Herausgegeben von Johannes Birgfeld und Claude D. Conter.
Wehrhahn Verlag, Hannover 2011.
247 Seiten, 19,80 EUR.
ISBN-13: 9783865252357

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Titelbild

Christian Kracht: Imperium. Roman.
Kiepenheuer & Witsch, Köln 2012.
240 Seiten, 18,99 EUR.
ISBN-13: 9783462041316

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