Das Leben erstarrt, das Dasein entleert

Friedhelm Dechers Abstecher zum Mittagsdämon

Von Rolf LöchelRSS-Newsfeed neuer Artikel von Rolf Löchel

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Hatte die zwölfte Stunde sich vollendet, gerade dann also, wenn die Zeit still zu stehen und der Tag kein Ende nehmen zu wollen schien, pflegte ein Dämon die Mönche in den Zellen ihrer mittelalterlichen Klöstern heimzusuchen. Kein unheimlicher, aber ein langweiliger Geselle - der Mittagsdämon eben.

Der Siegener Philosoph und Germanist Friedhelm Decher hat sich die Langeweile zum Thema auserkoren und mit seinem "Besuch vom Mittagsdämon" ein weitgehend kurzweiliges Büchlein geschrieben. Eingangs stellt er eine These auf: Langeweile "läßt das Leben erstarren und entleert das Dasein, so daß es sich rein als solches bemerkbar macht".

Dennoch handelt es sich bei dem Buch weniger um eine "Philosophie der Langeweile", wie der Untertitel verspricht, sondern eher um einen unterhaltsamen und informativen Streifzug durch die Philosophiegeschichte der Langeweile mit Zwischenstopps unter anderem bei Seneca, Pascal, Kant, Schopenhauer - und überproportional lange - bei Heidegger. Langweilig wäre allenfalls der Abschnitt über den argumentativ gar so dürftigen Autor des 18. Jahrhunderts Abbé Ferdinando Galiani, wäre da nicht der Ärger über dessen misogyne Metaphorik.

Nach Dechers Kursus sind die Lesenden darüber belehrt, dass die von ihm vorgestellte These weniger seine eigene ist, sondern sie vielmehr bereits von Pascal vor- und schließlich von Heidegger zu Ende gedacht wurde.

Titelbild

Friedhelm Decher: Besuch vom Mittagsdämon. Philosophie der Langeweile.
zu Klampen Verlag, Lüneburg 2000.
160 Seiten, 18,40 EUR.
ISBN-10: 3924245932

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