Schön ist anders

Marlene Faros etwas enttäuschendes Krimidebüt „Blutiger Klee“

Von Clemens GötzeRSS-Newsfeed neuer Artikel von Clemens Götze

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Der Gmeiner Verlag steht im Allgemeinen für (regionale) Krimis auf hohem Niveau. Mit einem hohen Wiedererkennungswert bei den Buchcovern und seiner Spezialisierung auf Kriminalromane ist der Verlag Heimat für so erfolgreiche Autoren wie Friederike Schmöe, Uwe Klausner oder Gerhard Loibelsberger. Nun hat sich die gebürtige Wienerin Marlene Faro als Krimidebütantin hervorgetan. Doch der Roman erfüllt nicht ganz die in ihn gesetzen Erwartungen, auch wenn der Klappentext behauptet: „Ein spannender Roman, der atmosphärisch von einer schönen Landschaft und ihren Bewohnern erzählt.“

So weit, so nett; doch klingt das so gar nicht nach einem mitreißenden Kriminalroman, sondern eher nach einem historischen Familienepos à la Christian Pfannenschmidt. Zum Glück hat man nicht gleich auf dem Cover auf Faros Bestseller „Frauen, die Prosecco trinken“ hingewiesen. Das hätte zusätzlich impliziert, dass es sich nur um ein lustiges Frauenbuch handelt, bei dem versehentlich ein Mord geschieht. All das wäre wahrscheinlich noch nicht schlimm, denn es gibt ja sehr erfolgreiche Autorinnen, die sich mit diesem Muster an die Spitze der deutschen Krimisparte geschrieben habe, wie etwa Ingrid Noll. „Blutiger Klee“ hätte wahrscheinlich solch ein Versuch werden sollen, doch leider bestätigt sich die Angst, dass etwas Entscheidendes dabei fehlt.

Dabei klingt der Einstieg noch recht vielversprechend, mit einem grausamen Mord an einem alten Adeligen und das im Salzkammergut. Der Beginn des Textes lässt einen Heimatroman vermuten, und ein bisschen vermisst man bei diesen Beschreibungen die Ironie. Es langt allenfalls zu: „Im Soizkammergut, da kamma guat lustig sein“, so platt und aufgesetzt ist der Humor dieser Figuren. Doch wer will schon einen naturalistisch beschriebenen Alpenkrimi lesen, dessen Figuren so gar keine Selbstironie aufweisen? Wo bleibt das Hintergründige, die österreichische Seele? Virtuos ist das jedenfalls nicht zu nennen. Wenn nach 200 Seiten noch immer nicht der Funke überspringen will, ist irgendetwas schief gelaufen. Bücher, die einen dahingehend belehren wollen, dass man sie erst versteht und schätzt, wenn man sie bis zum Ende gelesen hat, sind schlichtweg eine Frechheit. Ähnlich ist es bei diesem Werk.

So richtig in Fahrt kommt die Story irgendwie nicht. Dabei liegt es nicht unbedingt an zu langen Landschaftsbeschreibungen des ach so traumhaften Salzkammerguts, wie man vielleicht vermuten könnte. Irgendwie ist die Ermittlungsarbeit einfach dröge und etwas langatmig erzählt, an anderen Stellen dafür stilistisch ziemlich lax. Die Figuren bleiben vielfach in schon hundertmal gelesenen und daher abgedroschenen Klischees stecken. Man gewinnt den Eindruck, als sprechen mehr ihre Namen als sie selbst. Auch die Spannung ist mäßig, die Geschichte etwas konstruiert und doch irgendwie vorhersehbar. Etwas anstrengend ist mitunter die seltsame Erzählweise, wenn der Figurenrede noch halb gedachte, vom auktorialen Erzähler nachgeworfene Gedankenfetzen folgen. Stilistisch sind diese weder schön noch notwendig, sie wirken wie das Produkt einer Erzählinstanz, die irgendwo zwischen einer fiktionalen Perspektive und jener Allwissenheit der Autorin angesiedelt sind, mit anderen Worten: vollkommen deplatziert. Vielleicht sind das ja auch die Relikte von Faros bestsellergeprägtem Frauenromanstil, bei dem man wohl den einen oder anderen Witz auf diese spontane Weise reißen kann – allerdings sollte die Autorin bei künftigen Krimis darauf verzichten und einen subtileren Humor anstreben. Als gebürtige Wienerin sollte ihr das nicht schwer fallen.

Zusammenfassend lässt sich festhalten: Man kann diesen Kriminalroman lesen und gut finden, wenn man nicht viel mehr erwartet als seichte, durchschnittliche Krimi-Unterhaltung. Wer den Thrill sucht und eine spannende, hintergründige Geschichte, die einen nicht mehr loslässt, der ist mit diesem Buch leider komplett falsch beraten und wird vollkommen zu recht enttäuscht sein. Kurzum: Durchaus lesbar, wenn man auf einem der Salzburger Hausberge auf einer Bank verweilt und urlaubstechnisch Ablenkung wünscht, aber ein großer Wurf sieht dann doch anders aus.

Titelbild

Marlene Faro: Blutiger Klee. Roman.
Gmeiner Verlag, Meßkirch 2012.
312 Seiten, 11,90 EUR.
ISBN-13: 9783839212882

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