Zu dieser Ausgabe

Das Thema Religion wurde von literaturkritik.de bereits mehrfach aufgegriffen. So gab es bereits im Jahr 2004, 2005 und 2008 Ausgaben, die Beiträge zu religiösen Fragen im Kontext von Kultur, Literatur und Wissenschaft versammelten. Seither hat sich wenig daran geändert, dass Menschen an Götter glauben: Die einen schwören auf Jesus, die anderen auf Allah, wieder andere verehren Buddha oder auch das Fliegende Spaghettimonster.

Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Es mag sogar noch Leute geben, die an die selbstregulierenden Kräfte des Marktes glauben oder an Währungen wie den Euro, den Dollar oder den Renminbi. Christen wiederum sprechen hier gerne vom goldenen Kalb, um das Abergläubige tanzten. Schuld an alledem und noch viel mehr sollen, und darin ist man sich fatalerweise nicht nur bei der Hamas oder der Pius-Bruderschaft einig, ‚natürlich‘ meist die Juden sein. Übrigens nicht nur daran, dass Geld und Zinsen die Welt bestimmen: Handele es sich doch bei ihnen zum Beispiel auch deshalb um besonders grausame und verantwortungslose Menschen, weil sie kleinen Jungen, ohne dass diese sich wehren könnten, die Vorhaut beschnitten – um nur einen der empörten Vorwürfe zu nennen, die derzeit einmal wieder in aller Munde sind.

Neben einem Essay zu dieser in vielfacher Hinsicht bemerkenswerten „Beschneidungsdebatte“ bietet die November-Ausgabe unserer Zeitschrift eine Reihe weiterer Beiträge und Rezensionen zu den verschiedensten historischen Aspekten von Religion beziehungsweise ihrer Behandlung in der Literatur-, Film- und Kulturwissenschaft. Neben einer Rubrik mit Besprechungen zu Studien, die sich mit Religionsfragen bei Thomas Mann beschäftigen, und der Doppel-Kritik zu einem neuen ,Josephsroman’ steht insbesondere der literaturwissenschaftliche Blick auf die Bibel beziehungsweise die Bibel-Rezeption im Zentrum des Interesses. Zwei Glossen widmen sich ebenfalls dem Schwerpunktsthema.

Herzlich
Ihr
Jan Süselbeck