Dokumentarfilm mit hypermedialen Zügen – Kolja Mensings und Florian Thalhofers „13terShop“

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Thema dieser multimedialen Dokumentation ist der Alltag eines Bremer Einkaufszentrums, den die Filmemacher Florian Thalhofer und Kolja Mensing über einen Monat nachverfolgen. Das mit Fotografien illustrierte Büchlein kommentiert und reflektiert die Bemühungen der Berliner Filmemacher, für die das Einkaufszentrum in der Provinz ebenfalls der Ort einer anderen sozialen Schicht, einer anderen Realität ist. Zurückgeworfen auf die eigenen Vorteile müssen sie schnell feststellen, dass es in der ‚Hölle‘, wie sie anfangs das Einkaufszentrum bezeichnen, gewachsene und achtsame soziale Beziehungen gibt. Darüber erstaunt notiert Florian Thalhofer, „nach nur wenigen Tagen im Roland-Center ist mir etwas gelungen, was ich in dreizehn Jahren in Berlin nicht geschafft habe. Dass ich in einem Café von der Bedienung wiedererkannt werde und sie sich noch an mich erinnert“.

Der Film auf der DVD, das immer erwähnte Experiment gestaltet sich als Dokumentarfilm mit hypermedialen Zügen. Entgegen dem chronologischen Verlauf des Films entwickelt sich auf der DVD eine Reihe von filmischen Porträts, die nach dem Anklicken kurze Sequenzen abspielen. So entsteht aus den fragmentarischen Porträts der Figuren im Einkaufszentrum kaleidoskopartig ein Bild des künstlichen Raums mit seinen echten Bewohnern. Im Gegensatz zum Flaneur der Moderne, der das vielfältige Leben in den eleganten Passagen wahrnimmt, entwickelt sich das Einkaufszentrum zum Ort billigen Konsums und gescheiterten Lebens. Eben nicht die Passage, sondern nur der 13. Shop.

A.K.

Titelbild

Florian Thalhofer / Kolja Mensing: (13terShop). Buch und DVD.
Mairisch Verlag, Hamburg 2007.
80 Seiten, 15,90 EUR.
ISBN-13: 9783938539071

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