Literarischer Irrgarten in Versen

Stephan Groetzners Version der Paarwerdung

Von Manfred OrlickRSS-Newsfeed neuer Artikel von Manfred Orlick

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Stephan Groetzner ( Jahrgang 1965) legte im Vorjahr mit „Die Kuh in meinem Kopf“ ein bemerkenswertes Debüt vor, das für den Debütpreis der litCologne nominiert wurde. Bereits in dieser Satire äußerten sich seine ganz eigene Komik und sein absurder Witz. Nun ist (ebenfalls im Literaturverlag Droschl) mit „So ist das“ gewissermaßen ein „Roman in Versen“ erschienen – eine literarische Gattung, die im Mittelalter ihre Blütezeit hatte und später durch Puschkin mit „Eugen Onegin“ noch einmal aufgegriffen wurde.

Ganz so klassisch geht es bei Groetzner nicht zu. Da lernen wir einen gewissen Doktor Kopfig kennen, der durch seine wundersamen Schuhe auf der Straße ins Stolpern kommt und sich dabei die Nase blutig schlägt. Nach diesem Malheur verwendet er einen Spazierstock. Das ist auch notwendig, denn in einer Kirche trifft er auf Clara, die ihre eigene Sicht der Dinge hat. Trotzdem haben Clara und Kopfig viele Gemeinsamkeiten – zum Beispiel mögen beide kein Gebäck. Ein Anfang ist also gemacht.

In zehn Kapiteln und rund 150 Versen kann der Leser die weitere Beziehung zwischen Clara und Kopfig verfolgen, wobei zwischendurch und am Ende auch eine gewisse Sarah auftaucht. In freien Prosaversen schildert Groetzner diese merkwürdigen Verwechslungen und lässt dabei immer wieder Alltagsbeobachtungen einfließen. Im Gegensatz zu einem „normalen“ Roman kann man in „So ist das“ jede beliebige Seite aufschlagen und man ist doch mitten im Geschehen. Der Roman ist daher wie ein Irrgarten, der aber unzählige Ein- und Ausgänge hat. Also willkommen im Vers-Labyrinth des Stephan Groetzner

Titelbild

Stephan Groetzner: So ist das. Roman.
Literaturverlag Droschl, Graz 2013.
162 Seiten, 19,00 EUR.
ISBN-13: 9783854208358

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