Duell der Engel

Kaja Bergmann präsentiert mit „Gabriel“ ein gelungenes Debüt

Von Jutta LadwigRSS-Newsfeed neuer Artikel von Jutta Ladwig

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Nachdem Vampire und Werwölfe Einzug in die Jugendliteratur hielten, folgten die Engel. Zahlreiche Publikationen im Bereich der All-Age-Literatur oder der Fantasy, insbesondere der Romantic und Urban Fantasy, ziehen ihre Leser mit den himmlischen Protagonisten in den Bann. Nicht selten steht der Kampf zwischen Engeln und Dämonen im Mittelpunkt, zunehmend geraten auch die Engel in Konflikt miteinander und sei es nur, weil sie Gebrauch von ihrem freien Willen machen.

Kaja Bergmanns Debütroman „Gabriel. Duell der Engel“ stellt ebenfalls zwei konkurrierende Engel in den Mittelpunkt der Handlung. Allerdings verzichtet die Autorin auf weitläufige Verstrickungen der christlichen Engelsmythologie, auch wenn man dem Roman anmerkt, dass sie sich ausführlich mit selbiger beschäftigt hat.

Gabriel trifft Seraphin

Der 17-jährige Schüler Gabriel ist ein Engel. Natürlich ist es anfangs nicht leicht für den Teenager, damit zurechtzukommen. Seinen Adoptiveltern kann er sich nicht anvertrauen, sie sind mehr mit ihrer Arbeit beschäftigt als ein Ohr für ihren Sohn zu haben. Nur bei seiner großen Liebe Sonja findet Gabriel Halt und Geborgenheit. Bis der neue Schüler Seraphin auftaucht. Gabriel spürt eine seltsame Abneigung gegen den arroganten und selbstgefälligen Jungen. Schon bald stellt sich heraus, woher dieser Hass kommt. Seraphin ist das Gegenteil von Gabriel: ein gefallener Engel. Fasziniert von der düsteren Seite des Lebens sucht er Erlösung im Tod. Die kann er jedoch nur durch die Hand eines Engels erlangen. Er fordert den gutmütigen Gabriel heraus. Als dieser seine große Liebe bedroht sieht, lässt er sich auf dieses gefährliche Spiel ein.

Solide Handlung, sprachlich erfrischend

Kaja Bergmann gelingt es, die Geschichte von Gabriel und Seraphin spannend zu erzählen. Blog-artig beschreibt Gabriel die Ereignisse aus seiner Perspektive und lässt die Leser Anteil haben an seiner Gefühlswelt. Gabriels innere Zerrissenheit, Einsamkeit und Angst sowie Wut, die er für Seraphin empfindet, wirken authentisch und machen den Protagonisten besonders für gleichaltrige Leser zu einer Identifikationsfigur.

Zwar erfindet die Autorin mit ihrer Geschichte das Rad nicht neu, es gibt diverse Romane aus diesem Genre, die sich inhaltlich ähneln, doch sprachlich hebt sie sich von diesen ab. In ihren Beschreibungen verwendet Kaja Bergmann zwar die gängige Alltagssprache der Teenager, doch es gelingt ihr, insbesondere bei Gabriels Darlegungen seines Gefühlslebens, mittels poetischer Beschreibungen eine reife und beeindruckende Erzählkraft zu entwickeln, die den Leser gefangen nimmt.

Überraschende Wendungen

Auch positiv hervorzuheben sind die überraschenden Wendungen, die die Handlung von „Gabriel: Duell der Engel“ nimmt. Besonders das raffinierte und durchdachte Ende sticht heraus, da es alles andere als vorhersehbar ist und den Roman zu einem Lesehighlight für das Zielpublikum macht.

Allerdings gibt es auch Kritikpunkte: Dass Gabriel seine Heimatstadt Frankfurt am Main nicht leiden kann, bekommt der Leser in immer gleichlautendem Wortlaut um die Ohren. Frankfurt sei hässlich, grau, und nie scheine hier die Sonne, Regenbögen gibt es nicht. Leider wirkt das auf Dauer wie eine unmotivierte Trotzreaktion des Protagonisten die Stadt doof zu finden und es ist auch nicht verständlich, dass es Gabriel auch in Sonjas Anwesenheit nicht gelingt, die schönen Flecken Frankfurts zu sehen – wo doch mit Sonja alles viel schöner ist. Das macht diesen Gedankengang leider unglaubwürdig – zumindest für Leser, die diese Stadt kennen. Wenn dem nicht der Fall ist, stört es beim Lesen wahrscheinlich nicht weiter.

All-Age oder Jugendbuch?

Der Klappentext beschreibt den Roman als „All-Age-Thriller für Leser ab zwölf Jahren“, wobei zwölf Jahre vielleicht zu früh für dieses Buch ist. Eine Empfehlung für Leser ab 15 Jahren wäre anhand der beschriebenen Ereignisse und dem Identifikationspotential der Hauptfigur sinnvoll, um ein besseres Verständnis für die Handlung zu entwickeln.

„Gabriel: Duell der Engel“ eignet sich auch für Erwachsene, sofern die Leser keine Probleme damit haben, Gabriels Probleme, die man manchmal einfacher lösen könnte als es der Protagonist darstellt, zu ertragen und sich in die Situation des 17-Jährigen hineinversetzen können. Aber das gilt für alle All-Age-Romane.

Insgesamt ist Kaja Bergmann mit ihrem novellenähnlichen Roman „Gabriel: Duell der Engel“ ein solides und überraschendes Debüt gelungen, das beim Lesen nicht nur Spaß auf mehr macht, sondern auch auf die weitere Entwicklung der talentierten Autorin.

Titelbild

Kaja Bergmann: Gabriel. Duell der Engel.
Bookspot Verlag, München 2013.
192 Seiten, 12,95 EUR.
ISBN-13: 9783937357744

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