Der größte Komiker Frankreichs

Die große Louis de Funès Collection auf DVD

Von Patrick MenselRSS-Newsfeed neuer Artikel von Patrick Mensel

Es ist selten, dass ein Schauspieler es schafft, sowohl in Frankreich als auch in Deutschland zu einem der berühmtesten seiner Zunft zu werden. Die Rede ist von Louis de Funès, dem Gendarmen von St. Tropez. Er zog Jung und Alt ins Kino, brach mit seinen Filmen Rekorde und hat noch heute eine aktive Fangemeinde. Seine Biografie ist nicht gerade die typische Schauspielerkarriere: Der Weg vom Barpianisten zum César, dem französischen Filmpreis, verlief alles andere geradlinig.

Er wurde 1914, zu Beginn des Ersten Weltkrieges, geboren. Was wenige wissen: Sein Vater, Carlos de Funès, war Spanier und wurde deshalb nicht eingezogen. 1908 war dieser aus Spanien geflohen und ließ sich mit einer Spanierin in Bécon-les-Bruyères nieder, wo Louis de Funès seine Kindheit verbrachte. Das unstete Leben des Vaters führte diesen kurze Zeit später nach Venezuela, 1934 verstarb er an Tuberkulose. Seine Jugend verlebte Louis de Funès in ärmlichen Verhältnissen. Der Umstand, dass er zwei Schachteln Zigaretten pro Tag rauchte, sowie sein allgemein schwächlicher Körper führten dazu, dass Armeeärzte bei ihm Tuberkulose diagnostizierten. 1937 wurde er endgültig vom Wehrdienst suspendiert. Zur Zeit der Pariser Okkupation lernte er seine spätere Frau Jeanne kennen.

Von kleineren Statistenrollen abgesehen, zeichnete sich der kometenhafte Aufstieg de Funès erst ab, als er sich 1959 entschied, die Hauptrolle in der Theateraufführung „Oskar“ zu spielen. Das Stück, das später noch erfolgreich verfilmt werden sollte, wurde in Frankreich ein voller Erfolg und führte ihn dort auf alle namhaften Bühnen Frankreichs.

1964 wurde der Grundstein für die Reihe „Der Gendarm von St. Tropez“ gelegt. Einen seiner größten Erfolge feierte er gleich zu Beginn seiner Karriere. Mit den „Drei Bruchpiloten in Paris“ konnte er bereits 1966 17 Millionen in die französischen Kinos locken. Dieser beeindruckende Rekord wurde erst 2008 mit dem Überraschungshit „Willkommen bei den Sch’tis“ gebrochen. Es folgten zahlreiche bekannte Streifen, die sowohl im deutschen als auch im deutschen Fernsehen bis heute zur besten Sendezeit gezeigt werden. Mit „Die Abenteuer des Rabbi Jacob“ aus dem Jahre 1973 wurde der letzte große Film vor der einschneidenden Zäsur in Louis de Funès Leben abgedreht.

1975 erlitt der Komiker – wegen seiner ständigen cholerischen Auftritte sicherlich nicht völlig überraschend – einen Herzinfarkt, der die Familie de Funès ins Mark erschütterte. Funès ruheloser Charakter erlaubte ihm aber nur eine einjährige Pause, die er mit seinem Kino-Comeback „Brust oder Keule“ beendete. Bis zu seinem Tod 1983 folgten noch einige weniger gelungene Produktionen, wobei die Verfilmung von Molières „Avare“, eine sehr werkgetreue Verfilmung, eine rühmliche Ausnahme darstellt. Neben einigen mehrteiligen Kollektionen seiner Filme fehlte bislang eine umfassende „Werksausgabe“, die nun endlich von Studiocanal veröffentlicht wurde. Die 16 DVDs starke „Die große Louis de Funès Collection“ enthält fast alle bekannten Filme von Funès.

Jeder Film enthält die deutsche und französische Tonspur, einige auch die englische. Die Qualität der Filme ist wirklich sensationell gut. Auch die Extras sind bei einigen Filmen durchaus lohnenswert. Hervorzuheben ist, dass Studiocanal für die gelegentlichen Synchronisationsschwierigkeiten in Bezug auf Funès eine gute Lösung gefunden hat. In den Filmen, in denen mehrere Synchronsprecher Funès Rolle übernommen haben, finden sich alle deutschen Tonspuren. Wer also in die „Drei Bruchpiloten in Paris“ lieber der neueren deutschen Übersetzung folgen möchte, kann diese ohne Weiteres auswählen. Dies werden Funès-Fans sehr zu schätzen wissen. Zurzeit ist diese Kollektion die wohl umfassendste und am liebevollsten aufbereitete de-Funès-Sammlung.

Die große Louis de Funès Collection.
STUDIOCANAL, Berlin 2013.
16 DVDs, 54,97 EUR.
EAN: 4006680064000
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