Zwischen Liebeskampf und Lyrik

Diane Middlebrook als Kriegsberichterstatterin im Geschlechterkampf zwischen Sylvia Plath und Ted Hughes

Von Rolf LöchelRSS-Newsfeed neuer Artikel von Rolf Löchel

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

„Ted Hughes lernte Sylvia Plath im Februar 1956 bei einer wilden Party kennen und heiratete sie vier Monate später. Er war Engländer und fünfundzwanzig; sie war dreiundzwanzig und Amerikanerin. Sechs Jahre arbeiteten sie Seite an Seite an ihrer beider Künstlerkarriere. Dann begann Hughes eine Affäre mit einer anderen Frau und setzte damit die Ehe aufs Spiel. Er zog aus, und genau vier Monate später nahm sich Plath das Leben und hinterließ ihre beiden kleinen Kinder.“ Mit diesen Worten beginnt die Doppelbiografie, die Diane Middlebrook über Hughes und Plath geschrieben hat. Und damit, so könnte man meinen, sei eigentlich auch schon alles gesagt. Wozu dann also noch weitere 463 Seiten füllen? Diese Frage beantworten eben diese weiteren 463 Seiten. Denn mit den wenigen Sätzen zu Beginn der Biografie ist noch lange nicht alles gesagt. Im Gegenteil, kennt man das ganze Buch, so werfen sie sogar noch die eine oder andere Frage auf. Wieso erklärt die Autorin etwa, dass es Hughes war, der Plath heiratete und spricht somit ihm die ‚männlich‘ konnotierte aktive Rolle und ihr die passive ‚weibliche‘ zu, wo sie es doch war, die ihm den Antrag machte? Wäre da nicht zumindest die neutrale Formulierung sie heirateten einander angebrachter und sie heiratete ihn korrekt gewesen? Von einer Professorin der Feminist Studies – als die Middlebrook die Autorin in Stanford tätig war – sollte man doch erwarten dürfen, dass sie sich solcher ‚feinen‘ Unterschiede bewusst ist.

Befremdlich ist auch, dass die Autorin Plaths äußere Erscheinung mit ausgesprochen ‚männlichem‘ Blick taxiert und sie als „wohlproportioniert“ Frau mit „wohlgeformten Beine“, „aufreizenden Lippen“, aber auch einigen „Schönheitsfehlern“ beschreibt. Doch nicht nur hier erweist sich Middlebrook als nicht eben feministisch – und gleicht darin ihrer Protagonistin, die nach ihrem Zusammentreffen mit Hughes an ihre Mutter schrieb: „Einen solchen Mann zu finden und zu dem besten Menschen auf der Welt zu machen: was für ein Lebenswerk!… dies ist die Belohnung für langes Warten.“ Auch fand Plath – in den Worten ihrer Biografin –, dass „die Küche unbestreitbar weiblicher Herrschaftsbereich“ und es „Frauensache in der Ehe“ sei, für den Einkauf zu sorgen. So „gratulierte“ sie sich denn auch „in der Privatheit ihres Tagebuches“ für „Beweise, dass sie eine gute Ehefrau ist“. So zweifelte sie die Geschlechterhierarchie zumindest ihrer Biografin zufolge niemals an, weder innerhalb noch außerhalb der Ehe.

Die Amerikanerin Plath lernte Hughes bald nach ihrer Ankunft in dessen britischer Heimat kennen, wo die noch wenig bekannte Lyrikerin sogleich ungute Erfahrungen mit dem „Machismo der englischen Literaturszene“ hatte machen müssen, der sich in Verrissen ihrer Gedichte niederschlug, die ein Rezent schon mal mit den Zeilen „Meine bessere Hälfte sagt ‚Bluff, Bluff‘, aber das will ich so nicht sagen; wer weiß, vielleicht ist sie ja hübsch?“ enden lassen konnte. Plath und Hughes sahen sich zum ersten Mal auf einer der zahlreichen Partys der studentischen Kreise, in denen sie sich bewegten. „Sie lieferten sich ein paar Wortgefechte, Plath keck und aufgedreht. Er küsste sie heftig, und sie konterte – sie biss ihn in die Wange, bis es blutete. Er riss ihr das Haarband und die silbernen Ohrringe ab und ging hinaus“. Kann da irgendjemand erwarten, dass das gut gehen kann? Doch Middlebrook erklärt die beiden zum „perfekten Gespann“.

Die Biografin verrät vieles, auch Intimes aus dem Liebesleben des jungen Paares – ohne allerdings je das Geheimnis der beiden zu lüften, allenfalls vermag sie einen kleinen Zipfel zu lupfen. Dies gelingt ihr mithilfe der Tagebücher Plaths. Deren sexuelle Aktivitäten sind in dieser Zeit ebenso intensiv wie exzessiv, wie nicht nur eine von Middlebrook zitierte Stelle aus den Aufzeichnungen der Dichterin zeigt, in der Plath notierte, dass sie „probierte wie ein Mann zu sein: der sich Sex einfach nimmt, oder auch nicht, mit dieser oder jener“. Die junge Lyrikerin pflegte auf erotischem Gebiet also keineswegs ein passives Verhalten an den Tag zu legen. Middlebrooks konventionelle Wendungen werden Plaths Sexualität allerdings nicht immer gerecht. So etwa, wenn die Biografin eine Hughes betreffende Fantasie von Plath mit der Formulierung zu fassen sucht: „Sie stellte sich vor, wie sie sich ihm hingibt, ‚berstend‘ im Kampf’“. Sich hinzugeben und zugleich im Kampf zu bersten, dürfte auch in Phantasien nur schwer mit einander vereinbar sein. Plath, die vondem Zusammenspiel von Schreiben, Gewalttätigkeit und Erotik fasziniert war, jedenfalls bekannte, dass von Hughes’ Gedichten „eine Gewalt ausging, die sie sexuell erregend fand“. Noch 1956, dem Jahr in dem sich die damals 24-jährige Amerikanerin und der zwei Jahre ältere Engländer kennen gelernt hatten, heirateten sie.

„Wie tragikomisch ist der Krieg der Geschlechter – in dem die Provokation fast immer daher rührt, dass sich hinter dem kleinen Schutzzaun des Pronomen ‚wir’ sein ‚ich‘ an ihrem ‚ich‘ reibt“, sinniert Middlebrook und versucht, den ehelichen Liebeskampf zwischen Plath und Hughes auszuloten. Die Ursachen kleidet sie nicht selten in metaphorische Bilder. Sie entstünden, „weil die Ehe ein Gemeinschaftskonto auf der Sprachbank eröffnet, mit ‚wir‘ als Währung, und weil dieses Pronomen zwei Individuen aneinanderkettet, die sich Unterschiedliches von der Ehe erhoffen“. Geglückter erscheint allerdings eine andere Metapher, der zufolge sich die „Bruchlinien“ einer Beziehung, „an der Art wie die Scherben nach ihrem Zerbrechen fallen, erkennen lassen“. Die sich in der Ehe der beiden „bildenden Risse“ seien „schon von den ersten Wochen ihres Zusammenlebens an erkennbar“ gewesen, denn „die aufgezwungen Ferienstimmung einer Hochzeitsreise bietet Jungverheirateten eine Fülle von Möglichkeiten zu entdecken, wie sie sich gegenseitig unglücklich machen werden“.

Sah Plath vor der Ehe in Hughes den „einzige Mann, der ihr „ebenbürtig“ sei, so nahm sie sich Middlebrook zufolge als junge Ehefrau vor, ihrem Gatten zu gewähren, „ein Patriarch sein zu dürfen“. Überhaupt „assoziierte“ sie „das Dasein als Hausfrau immer mit der Verpflichtung zweitrangig zu sein“. Während Hughes zum Theaterautor heranwuchs und sich einen Namen als Literat macht, „spielte Plath glücklich die unterstützende Rolle: Ihr Ziel war es, Ted den Rücken zum Schreiben frei zuhalten“. Mag ihr voreheliches Sexualleben auch frei und unkonventionell gewesen sein, so verfällt sie in der Ehe doch in die herkömmliche Rolle der ‚Frau an seiner Seite‘. Sie nimmt sich zurück und erledigt niedere Arbeiten ohne zu murren, wie etwa die Aufgabe, seine Gedichte abzutippen. „Er ist ein Genie, ich seine Frau“, zitiert die Biografin Plaths Tagebuch.

In den ersten Jahren der Ehe wurde Plath von der Furcht geplagt, Hughes nicht an sich „binden“ zu könne, falls sie unfruchtbar sein sollte. Eine Befürchtung, die sich als unbegründet erwies. Denn am 1.4. 1960 gebar sie ihre Tochter Frieda Rebecca und bereits im darauffolgenden Jahr war sie „mit ihrem zweiten Kind schwanger“. Doch wie sich zeigen sollte, band die Vaterschaft Hughes keineswegs an Plath. Denn „in der Wirklichkeit war ihr Liebesleben zu Ende, durch die Kinder hatte sich die emotionale Dynamik ihres Haushalts verändert; und an die Stelle der unmittelbaren, heißen Leidenschaft ihrer erotischen Beziehung war das unangenehme Gefühl getreten, dass sich zwischen ihnen Unterschiede auftaten“.

Für Plath wiederum war Mutterschaft nicht nur wichtig, um Hughes – wie sie gehofft hatte – durch die Kinder an sich binden zu können; sie sah Middlebrook zufolge in der „biologischen Selbstvollendung durch das Gebären eines Kindes“ zudem einen „essentiellen Aspekt ihrer Entwicklung zur Künstlerin“. Dies mag merkwürdig, ja befremdlich anmuten. Doch die Biografin legt wenig später näher dar, dass sich die Lyrikerin „als Künstlerin nur erfüllt fühlen“ würde, „wenn sie Schwangerschaft und Geburt in ihr künstlerisches Tun zu integrieren vermochte, und dieser psychologischen Herausforderung würde sie sich dann als reife Frau stellen”. Das heißt, Plath galt nicht das Biologische des Gebärens an sich als notweniges Moment zur vollendeten Künstlerinnenschaft, sondern vielmehr die Fähigkeit, das schwierige Geschäft zu bewältigen, Schwangerschaft und wohl später auch Mutterschaft in ihr Dasein als Künstlern zu integrieren – und nicht etwa nur, beides miteinander zu vereinbaren. Letzteres würde Gleichrangigkeit von Mutterschaft und Künstlertum bedeuten. Schwangerschaft und Mutterschaft in das Dasein als Lyrikerin zu integrieren, aber räumt der Kunst den Vorrang ein.

Tatsächlich übte die Mutterschaft auf Plaths Lyrik Middlebrook zufolge „erstaunlich starken Einfluss“ aus. Denn erst diese Mutterschaft habe Plaths lyrische Schaffenskraft von „Ted Hughes’ starkem Einfluss“ befreit und es ihr, wie Middlebrook mit biologistischem Zungenschlag argumentierend fortfährt, allererst ermöglicht, „ihrem Erleben der instinktiven Prozesse des Weiblichseins nachzuspüren“. Abgesehen von diesem fragwürdigen Biologismus steht hierzu die von Middlebrook zuvor getroffene Feststellung in einem leichten Spannungsverhältnis, dass Plath bereits „Ende 1959 als Schriftstellerin so weit war, nicht mehr auf einen überlegenen Mann angewiesen zu sein“. Da war sie zwar schon schwanger, Mutter aber würde sie erst im darauffolgenden Frühjahr werden.

Jedenfalls ist die Biografin wohl nicht zu Unrecht davon überzeugt, dass Plath nie eine Rolle in der Literaturgeschichte gespielt hätte, wäre sie in den Monaten zwischen Februar 1960 und September 1961 ums Leben gekommen. Denn es war dies die Zeit, in der sie den „Kern ihrer eigenen Kunst“ fand. Erst in den Frühjahrsmonaten des Jahres 1962 „entfaltet sich aus Plaths Talent das, was wir wohl ihr Genie nennen können: die extrem verdichtete Metaphorik in kurzen Verszeilen, jede Zeile eine Falle, die eine emotionale Beute fängt“, und es bildet sich „die vorbildlose Präzision ihres Spätstils“ heraus. Und den 1963 unter dem Pseudonym erstmals veröffentlichten Roman „The Bell Jar“ hätte Hughes nach dem Tod der Autorin „lieber nicht veröffentlicht“, mutmaßt Middlebrook. Denn „ihm missfielen die Porträts lebender Personen in dem Roman“.

Einigermaßen kryptisch bleibt, wenn Middlebrook erklärt, nachdem Hughes Plath verlassen „und sie das Fluchen und Weinen hinter sich hatte“, habe sie „die eisigen Gedichte von ‚Ariel‘, sowie die meisten anderen Gedichte“ geschrieben, „für die sie gefeiert wird, was allerdings keineswegs“ bedeute, „dass die Ehe gescheitert war: ganz im Gegenteil“. Kryptisch ist dies nicht nur wegen der dunklen Aussage über die Ehe der beiden, sondern auch weil Plath zu dieser Zeit weder das Weinen und wohl auch nicht das Fluchen hinter sich hatte – und den Suizid hatte sie sogar noch vor sich. Für den macht Middlebrook allerdings nicht den Umstand verantwortlich, dass Hughes Plath verlassen hat. Damit sei zwar „das schlimmste“ eingetreten, was Plath passieren konnte. In der Folge „aß sie nichts mehr und fing an zu rauchen; sie konnte nicht mehr schlafen und fing an Tabletten zu nehmen, um sich zu betäuben“. Das alles sei „nur natürlich“ gewesen, kommentiert Middlebrook und ruft damit einmal mehr das Stirnrunzeln des Rezensenten hervor. Plath habe, so die Biografin weiter, „Rache“ an Hughes üben wollen. „Außer sich vor Zorn begann sie, ein Netzwerk von Frauen zu knüpfen, auf die sie sich verlassen konnte“. Eines Tages verbrannte sie das Manuskript ihres zweiten Romans gemeinsam mit Briefen und Arbeitspapieren von Hughes.

Doch weder die Trauer um ihre verlorene Liebe, noch der Zorn auf den Liebesverräter haben bei Middlebrook Plaths Suizid zu verantworten, der vielmehr auf eine erblich bedingte „Veranlagung“ zur Depression zurückzuführen sei, wobei Plaths „Gemütsschwankungen Symptome chronischer Menstruationsstörungen“ gewesen seien, wie die Biografin Plaths Tagebuch entnehmen zu können glaubt. „Die Depression tötete Sylvia Plath“, erklärt Middlebrook kurz, bündig und eindimensional zur Exkulpation von Hughes. Anzumerken aber ist immerhin, „dass Assai Wevill, die Frau, derentwegen Hughes sie verlassen hatte, sich ebenfalls das Leben genommen und auch die Tochter, die sie von Hughes hatte, getötet hatte“. Auch Hughes hatte seine Pathologie, einen geradezu krankhaften Aberglauben. Zudem war er „brennend“ an Gehirnforschung interessiert. Denn er war davon überzeugt, sie werde „C.G. Jung – und ihn, Ted Hughes – bald in der Annahme bestätigen“, „gewisse emotionale Zustände“ seien „auf die Aktivierung von archaischen Teilen des Nervensystems zurückzuführen“. „Seine poetischen Inspiration“ wiederum seien aus „zwei Formen der Rebellion gegen ein häusliches Leben“ gespeist worden. „Beide waren selbstsüchtig und manchmal grausam gegen Frauen in seinem Leben gerichtet“.

Nach Plaths Suizid habe sich Hughes als „geschickter Manager ihres Nachlasses und der geschäftlichen Seite der Dichtkunst“ gezeigt, lobt ihn Middlebrook. Geschickt war er allerdings vor allem darin (und nicht etwa nur tollpatschig genug), diejenigen Teile des Nachlasses verschwinden zu lassen, die ihm missfielen, namentlich Plaths letzte Tagebücher und ein unvollendetes Roman-Manuskript. Daher ist es ein nur schwer hinzunehmender Euphemismus, wenn Middlebrook dies alles zwar zur Sprache bringt, es jedoch unter die Kapitelüberschrift „Nachlasspflege“ setzt. Beschönigend ist auch, wenn sie ihm nicht mehr vorhält, als dass er „geradezu nachlässig“ gewesen sei, „was die Pflege dieser Papiere betraf“. Denn er ließ nicht nur diverse der Papiere verschwinden, indem er etwa zuließ, dass sie von BesucherInnen sukzessive aus seiner Wohnung entwendet wurden, sondern vernichtete eigenhändig Plaths letzte Tagebücher, was er zunächst umstandslos bekannte, später aber widerrief: Er habe sie nur versteckt. Wo, hat er allerdings nie gesagt – und gefunden wurden sie bis auf den heutigen Tag auch nicht. Diese Tagebücher aus den Jahren 1960 bis zu Plaths Tod 1963 – von denen Assia, die Frau mit der Hughes Plath betrog, hoffte, er werde sie vernichten, sind wie Middlebrook zutreffend anmerkt, „die größten Verluste für die Nachwelt, die Hughes zu verantworten hat“. Ihre Vernichtung ist allerdings nicht nur ein Verlust für die Nachwelt, sondern auch eine Verletzung der Treupflicht gegenüber Plath. Doch damit hatte Hughes ja auch in anderer Hinsicht keine größeren Probleme.

Die von Hughes nach Plaths Tod zu verantwortende Ausgabe des Gedichtbandes wiederum folgte dem von der Lyrikerin zusammengestellten Manuskript keineswegs treu. Er veränderte vielmehr die Reihenfolge der Gedichte und zerstörte so den von Plath intendierten „erzählerischen Bogen“. Zudem strich er einige Gedichte und fügte andere ein. Als „wichtigsten Eingriff“ aber erkennt Middlebrook, dass er „das hoffnungsvolle Gedicht ‚Überwintern‘ – das Schlussgedicht für ‚Ariel‘ nach Plaths Wunsch – durch ‚Rand‘ zu ersetzen“. „Die Frau ist vollendet./ Ihr toter/ Körper trägt das Lächeln des Erreichten“, lauten die zentralen Zeilen des neuen Gedichtes. Die Frau des Gedichtes ist glücklich im Tode – und, wie insinuiert wird, seine Verfasserin ebenfalls. Hughes ist somit von jeder Schuld frei. Tatsächlich allerdings folgt – anders als die Darstellung von Middlebrook vermuten lässt – in der von Hughes herausgegebenen Ausgabe mit „Words“ (Worte) noch ein weiteres Gedicht. Auch hat er „Wintering“ („Überwinter“) nicht gestrichen, sondern weiter nach vorne gesetzt. Jedenfalls aber hat er keinen seiner Eingriffe kenntlich gemacht, wie er denn auch überhaupt jeden Hinweis darauf unterlassen hat, dass er überhaupt Änderungen vorgenommen hat.

Hughes überlebte Plath um 35 Jahre. Als er 1998 starb, hatte er es zu „einem der reichsten britischen Dichter des Jahrhunderts gebracht“, wie Middlebrook eine damalige Ausgabe der Londoner Times zitiert.

Nun hat Middlebrook keineswegs die erste Biografie zu Plath (und Hughes) vorgelegt. Im Laufe des halben Jahrhunderts, die seit Plaths Tod nunmehr verstrichen sind, ist selbstverständlich bereits die eine oder andere Lebensbeschreibung Plaths erschienen. Auf eine von ihnen, Anne Stevensons Biographie der Lyrikerin, nimmt Middlebrook dann und wann kritisch Bezug. Ungeachtet der im Detail manchmal etwas dunklen Argumentation und einiger biologistischer Anklänge bietet Middlebrooks eigene Biografie erhellende Einblicke in das gemeinsame und getrennte Leben von Sylvia Plath und Ted Hughes – angereichert mit eine Reihe ebenso feinsinniger wie einfühlsamer Interpretationen verschiedener Gedichte Plaths, wie etwa „Auslöschung“ und „Morgenlied“. Es ist daher eine erfreuliche Nachricht, dass sie nunmehr auch auf Deutsch vorliegt.

Titelbild

Diane Middlebrook: Du wolltest deine Sterne. Sylvia Plath und Ted Hughes.
Übersetzt aus dem Englischen von Barbara von Bechtolsheim.
Edition Nautilus, Hamburg 2013.
463 Seiten, 22,90 EUR.
ISBN-13: 9783942374323

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