Es hat ein Kuß mir Leben eingehaucht

Zu Anne Bohnenkamps „Werbebroschüre für ein Museum der Romantik“

Von Thomas NeumannRSS-Newsfeed neuer Artikel von Thomas Neumann

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Es ist ein Desiderat der Museumslandschaft, das Museum für die Romantik. Es ist ein Projekt aus und für Frankfurt am Main, die Stadt, die mit diesem Projekt hadert und sich spreizt, begeistert ein Museum zu unterstützen, das jeder Stadt zur Ehre gereichen würde. Und dabei besitzt die Stadt mit dem reichhaltigen Schatz an Handschriften der Romantik im Freien Deutschen Hochstift ausreichendes Material, um eine anspruchsvolle Museumskonzeption inhaltlich zu füllen. Aber aufgrund der Zurückhaltung der Stadt ist jetzt zusätzliches privates Engagement für ein „Museum der Romantik“ nötig. Hier schließt auch das vorliegende Buchprojekt von Anne Bohnenkamp, die seit 2003 Direktorin des Freien Deutschen Hochstifts und des Frankfurter Goethe-Museums ist, an. Ein kleines Bändchen macht Werbung für die bedeutendste und eigenständigste literarische Epoche der deutschen Literaturgeschichte und bietet dem Leser gleichzeitig noch die Möglichkeit, mit dem Erwerb des Buches 2 Euro für das geplante Museum zu spenden.

So findet der Leser im vorliegenden Bändchen eine kenntnisreiche Auswahl der „schönsten Texte der deutschen Romantik“ – und man beachte dabei, dass es nicht die „schönen Texte“ sind, die hier vorgestellt werden. Über die Auswahl der Texte, die Romantik und das Wesen der Romantik wird der Leser in einem Vorwort von der Herausgeberin informiert. Sehr erfreulich ist auch die Aufhebung des Diktums, Goethe und die Romantik seien ein Widerspruch, belegt durch die Auszüge aus dem Briefwechsel zwischen Johann Wolfgang Goethe und Heinrich von Kleist. Obsolete Vorstellungen werden verworfen und ein praktischer Begriff der „Romantik“ bei der Auswahl der Texte zugrunde gelegt. Man findet die Günderode neben Tieck und Schubert, Sophie Mereau, die Grimms und Friedrich Schlegel und natürlich darf auch Novalis nicht fehlen. Vielleicht wären an der einen oder anderen Stelle ein paar Erläuterungen zum Text nutzbringend gewesen, aber es geht in einem Lesebuch auch einmal ohne wissenschaftlichen Anhang.

Auf jeden Fall garantiert das Bändchen eine nutzbringende Lektüre, ist unterhaltsam zu lesen und die Idee der Unterstützung und Popularisierung des „Museums der Romantik“ kann auch nur positiv bewertet werden.

Titelbild

Anne Bohnenkamp (Hg.): Es geht um Poesie. Schönste Texte der deutschen Romantik.
Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2013.
192 Seiten, 8,00 EUR.
ISBN-13: 9783596198573

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