Shakespeare und das Elisabethanische Zeitalter

Zum 450. Geburtstag des englischen Dichters

Von Manfred OrlickRSS-Newsfeed neuer Artikel von Manfred Orlick

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Der Geburtstag von Englands großem Dichter und Dramatiker William Shakespeare (1564-16161) jährt sich in diesem Jahr zum 450. Mal. Die Feierlichkeiten dazu sind bereits in vollem Gange. Das merkt man auch an der Anzahl der Shakespeare-Publikationen, die seit Wochen und Monaten erscheinen.

Der exzellente Shakespeare-Kenner Hans-Dieter Gelfert setzt sich in seinem neuen Buch vor allem mit den politischen, sozialen und kulturellen Aspekten des Elisabethanischen Zeitalters, das die Gloriole eines Goldenen Zeitalters trägt, auseinander. England hatte im Vergleich zu Spanien und Portugal wirtschaftlich und politisch viel aufzuholen. Auf der anderen Seite war man aber weit entfernt von Rom und so konnte sich hier aufklärerisches Denken viel freier entfalten.

In einzelnen Kapiteln beleuchtet der Autor detailliert die kulturelle Aufholjagd Englands auf den verschiedenen Gebieten. Dabei überlagerten sich spätes Mittelalter und Frühe Neuzeit, und dennoch konnte England sehr schnell einen sozialgeschichtlichen Vorsprung auf dem Weg zu einer Bürgerkultur erringen. Besonderes Augenmerk richtet Gelfert hier auf die Entwicklung des elisabethanischen Theaters, das auf so engem Raum so viele Theater und hochbegabte Dramatiker hervorbrachte.

Nach diesen historischen Betrachtungen wendet sich Gelfert dem „Mann aus Stratford“ zu und skizziert kurz seinen Lebensweg zwischen Stratford und London, wobei seine Theater-Karriere in der Themse-Stadt im Mittelpunkt steht. Da es von Shakespeare kaum direkte Zeugnisse gibt (auch keinen Briefwechsel) bilden seine 154 Sonette den Schlüssel zu seinem privaten Denken und Fühlen. Anhand zahlreicher Sonett-Beispiele versucht Gelfert, die Höhen und Tiefen in Shakespeares Leben herauszukristallisieren. Hier hat der Leser am ehesten das Gefühl, dem Dichter ins Herz schauen zu können. Shakespeares Weltsicht erschließt sich ebenfalls nur aus seinen Werken.

Nach diesem biografischen Teil widmet sich Gelfert ausführlich den Dramen des Dichters. Von den Historien über die frühen Komödien bis zu den späten Tragödien werden die dramatischen Werke kurz und doch in gewissem Grad eingehend (meist drei, vier Seiten) vorgestellt. Dabei steht weniger die Inhaltsangabe im Vordergrund, sondern die Besonderheiten des jeweiligen Stückes. Eine Sonderstellung wird hier „Hamlet“ eingeräumt, der als „zweites großes Rätselwerk“ in Shakespeares Schaffen ausführlicher analysiert wird.

Abschließend beleuchtet der Autor noch die Shakespeare-Verehrung der letzten Jahrhunderte in England und Deutschland und seine Stellung in der Weltliteratur. Ein umfangreicher Anhang komplettiert mit zahlreichen Literaturhinweisen, einer Zeittafel und einem Personenregister diese anschauliche Shakespeare-Darstellung, die sich in erster Linie an interessierte Laien richtet. Alle Texte wurden eigens neu übersetzt. Darüber hinaus beleben zahlreiche Bilddokumente und Illustrationen die knapp 500 Seiten und machen so Shakespeares Zeit, sein Leben und Werk noch anschaulicher.

Titelbild

Hans-Dieter Gelfert: William Shakespeare in seiner Zeit.
Verlag C.H.Beck, München 2014.
472 Seiten, 26,95 EUR.
ISBN-13: 9783406659195

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