Exterritoriale Moderne: Prosatexte des Avantgarde-Vagabunden Emil Szittya in einer von Walter Fähnders herausgegebenen Kollektion
Besprochene Bücher / LiteraturhinweiseDer 1886 in Budapest geborene und 1964 in Paris verstorbene Vagabund, Literat, Journalist, Kunstkritiker und Maler Emil Szittya, bürgerlich Adolf Schenk, hat ein umfangreiches schriftstellerisches Werk hinterlassen. Nur gut zwei Dutzend seiner Bücher, die fast zur Hälfte kunsthistorischen Themen gewidmet sind, wurden publiziert. Die jetzt von Walter Fähnders vorgelegte Auswahl berücksichtigt 46 Texte, die zwischen den 1910er und den frühen 1960er Jahren geschrieben wurden. Sie entstammen teils den frühen Erzählbänden, teils standen sie in Zeitungen und Zeitschriften. Über ein Viertel des vorliegenden Korpus sind Erstveröffentlichungen aus dem Nachlass, darunter etwa die längere, autobiografisch geprägte Skizze „Roman eines Menschen, der nur gelitten hat“.
Die Kollektion reicht von der frühen experimentellen und mit ungewöhnlichsten Metaphern gespickten Prosa, die der Avantgarde verpflichtet war, bis hin zu den späten, nach dem Zweiten Weltkrieg entstandenen Resümees seiner Vagabondage in der Zeit des Expressionismus und Dadaismus. Es geht darin um Erinnerungen an ‚Außenseiter‘ unter Außenseitern in Literatur und Kunst wie in Gesellschaft und Politik.
Die mit Kommentar und Schriftenverzeichnis versehene Textsammlung, die Revolteure als Revoltierte, Provokateure als Provozierte reflektiert, erschien zu Szittyas 50. Todestag.
M.St.