Abschiedsbriefe und andere Endspiele. Ein von Arnd Beise und Jochen Strobel herausgegebener Band beschäftigt sich mit den ‚letzten Briefen‘

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Korrespondenzen enden aus den verschiedensten Gründen: Weil die Beziehung abgebrochen wird, weil der Postweg ungewiss oder weil der nahe Tod umso gewisser ist. Manchmal markiert der letzte Brief auch nur eine Änderung des Personenstands oder des Wohnorts. Häufiger noch wächst bestimmten Briefen unbeabsichtigt der Status eines letzten Briefs zu, weil ein Unglücksfall in der Biografie oder der Überlieferungs­geschichte einen Briefwechsel beendet. Die monologische Tendenz, die jedem Zeugnis eines brieflichen Austauschs innewohnt, verabsolutiert sich im letzten Brief.

Dass ein Briefwechsel mehrere letzte Briefe enthalten kann, lenkt die Aufmerksamkeit auch auf Schreibstrategien, die mit dem Letzten kokettieren und bestimmte Briefe zum Telos und Endpunkt einer Korrespondenz machen, die de facto das Ende einer Korrespondenz nur simulieren.

Die Beiträger dieses Themenbands untersuchen die Ausgestaltung des stilisierten Ichs in letzten Briefen aus den letzten drei Jahrhunderten. Sie präsentieren und analysieren Briefe von Elizabeth Singer Rowe, Gotthold Ephraim Lessing, Johann Heinrich Voß, Louise von Anhalt-Dessau, Bettine von Arnim, Stefan George, Max Kommerell, Widerstandskämpfern gegen das NS-Regime und Ingeborg Bachmann sowie zahlreicher weiterer Briefschreiberinnen und Briefschreiber.

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Titelbild

Arnd Beise / Jochen Strobel (Hg.): Letzte Briefe. Neue Perspektiven auf das Ende von Kommunikation.
Herausgegeben unter Zusammenarbeit mit Ute Pott.
Röhrig Universitätsverlag, St. Ingbert 2015.
277 Seiten, 39,80 EUR.
ISBN-13: 9783861105763

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