Eine Niederländerin in Paris

Julie Mebes huldigt in ihrem Buch „Der Himmel neben dem Louvre“ dem französischen Wein, der Laufstegmode in den Straßen und den kuriosen Angewohnheiten der Pariser

Von Marisa BalzRSS-Newsfeed neuer Artikel von Marisa Balz

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Frankreichs Hauptstadt. Eine Stadt, die zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart wandelt. Wo die Gepflogenheiten des 19. Jahrhunderts noch lebendig sind und der Tourismus und die Modewelt den heutigen Alltag bestimmen. Das ist die Stadt, die Julie Mebes zu ihrer Wunschheimat auserkoren hat. Mit Witz und Charme erzählt die einstige Diplomatin, wie das Leben in der französischen Metropole funktioniert. Geboren ist sie 1966 in Deutschland. Als Kind zog sie mit ihrer Mutter in die Niederlande, wo sie aufgewachsen ist. Sie arbeitete ungefähr 20 Jahre als Botschafterin bei der EU und der UNESCO und besuchte Paris gelegentlich aus beruflichen Gründen, bis sie 2010 den Regierungsdienst kündigt, um fortan in der Stadt mit dem Eiffelturm zu leben und sich dem Schreiben zu widmen.

So ist ihr erstes Buch „Der Himmel neben dem Louvre“ kein Roman, sondern ein Lesebuch, eine Art Reiseführer, der über den Lebensstil der Pariser aufklärt: „Es geht den Parisern nicht ums Übertreiben. Sie stellen nur Ansprüche ans Leben, möchten es gerne eleganter haben, wollen es dauernd schöner machen, als es ist. Sie können, wollen das Leben in seiner Bauhauskargheit nicht akzeptieren und verschnörkeln es zu Rokoko.“

Julie Mebes verrät aber nicht nur, wie sie denken und worauf sie Wert legen. Auch die Tücken des Wohnens in einem alten Mansardenhaus und wie sich das Älterwerden mit Stil gestalten lässt, deckt sie auf. Sie schildert typische Szenen im Restaurant oder auf dem Markt und gibt Ratschläge, wie man sich in einzelnen Situationen am besten verhält. Dabei bleibt ihr Blick jedoch klischeehaft, da sie stets in Versuchung ist, die Modemetropole nur von ihrer schönsten Seite zu zeigen: Eine Stadt, in der das Leben als Frau angeblich etwas leichter sei. Dies verzeiht man ihr aber gerne, wenn sie aus persönlicher Überzeugung heraus jenes ‘savoir faire’ und ‘joie de vivre’ vermittelt, welches der Stadt innewohnt. Auf ihren täglichen Wegen zwischen ihrem Lieblingsteesalon und den Tuileries beobachtet sie präzise ihre Mitmenschen und informiert den Leser über die außergewöhnlichen Kinder in Paris und die Eigenarten der Touristen.

Die Autorin verknüpft in 38 kurzen Kapiteln Anekdoten aus ihrem Leben im ersten Arrondissement, die fließend ineinander übergehen. Amüsant und keck geschrieben, gelingt Mebes ein rasant zu lesendes Buch, das von ihrer Lieblingsstadt erzählt. Sie berichtet mit einer solchen Sympathie und Ehrlichkeit von ihren Erlebnissen, dass der Leser unweigerlich schmunzeln muss. Zum einen erfüllt sie die Klischeevorstellungen von Paris, ohne es auf die kitschige Stadt der Liebe zu reduzieren, und zum anderen macht sie neugierig auf mehr – neugierig auf das wahre Leben in Paris.

Ein Beitrag aus der Komparatistik-Redaktion der Universität Mainz

Titelbild

Julie Mebes: Der Himmel neben dem Louvre. Zum Glück in Paris.
dtv Verlag, München 2015.
221 Seiten, 14,90 EUR.
ISBN-13: 9783423260657

Weitere Rezensionen und Informationen zum Buch