Einheit, Heimat, Messe

Zur Oktober-Ausgabe 2015

Von Thomas AnzRSS-Newsfeed neuer Artikel von Thomas Anz

Der erste Themenschwerpunkt der Oktober-Ausgabe schließt sich der kollektiven Erinnerung an den „Tag der deutschen Einheit“ vor 25 Jahren an. Stefan Jäger, seit Juni dieses Jahres Redaktionsleiter unserer Zeitschrift an der Universität Marburg, hat ihn betreut, eingeleitet und mit eigenen Rezensionen bereichert. Wieweit der offizielle Feiertag für die Literatur und die Literaturkritik ein geeigneter Anlass zum Jubel war, mögen unsere Leserinnen und Leser nach der Lektüre selbst entscheiden, als Anlass zu intensivierten Erinnerungen an die Ereignisse in den Jahren 1989/90 sowie an ihre Vor- und Nachgeschichte hat er jedenfalls eine produktive Funktion.

Überschattet wurde der Feiertag von den Ereignissen, die das vereinte Deutschland und geeinte Europa inzwischen seit Monaten in Atem halten und entzweien: die Flüchtlingsbewegungen. Nicht zuletzt um Szenarien der Flucht und Vertreibung, die für Literatur schon immer und in ganz verschiedenen Zusammenhängen eine große Anziehungskraft hatten, geht es in unserem zweiten Schwerpunkt. Er ist dem Thema „Heimat“ gewidmet. Kurz bevor das Erste Deutsche Fernsehen am 4. Oktober mit seiner „ARD Themenwoche Heimat“ begann und Botho Strauß im „Spiegel“ angesichts der Flüchtlingskrise diffus raunend seine Ängste vor einer ihm unheimlichen Entwurzelung und als „letzter Deutscher“ seine Wünsche nach einem neuen „Geheimen Deutschland“ veröffentlichte, fand an der Universität des Baskenlandes in Vitoria-Gasteiz eine internationale Tagung über „Raum-Gefühl-Heimat“ statt. In den nächsten Tagen erscheint in literaturkritik.de mit einigen Beiträgen zu dieser Tagung die erste Folge unseres Heimat-Schwerpunktes, den wir in der November-Ausgabe fortsetzen. Dem Schwerpunkt25 Jahre Deutsche Einheit“ steht er insofern nah, als es in ihm zunächst um Autorinnen und Autoren geht, die einmal in der DDR und in anderen europäischen Ländern des ehemaligen „Ostblocks“ ihre „Heimat“ hatten.

Die Ausgabe erscheint kurz vor Beginn der Frankfurter Buchmesse. Wer am 15. Oktober dort ist, kann sich mit uns treffen. Ob mündlich oder schriftlich: Wir freuen uns über alle Anregungen zu unserer weiteren Arbeit.

Thomas Anz