Theodor Storm: „Hans und Heinz Kirch“

Von Dirk HaferkampRSS-Newsfeed neuer Artikel von Dirk Haferkamp

Hans und Heinz Kirch ist eine schroffe, harte Novelle, die dem Leser einiges abverlangt. Die Stormsche Narration ist in diesem Fall erbarmungslos konsequent. Die großen Themen von Schicksal, Schuld und Sühne werden in einen formalen Rahmen eingebunden, der keine überflüssigen Nebenwege zulässt. Storms Diktum „Die Novelle ist die Schwester des Dramas“ ist hier mit Händen zu greifen, man gerät beim Lesen unweigerlich in einen Sog, der einen nicht mehr loslässt, ehe man die Lektüre der Novelle ganz beendet hat. Gerade die bisweilen herbe Sperrigkeit beim Lesezugang ist hierbei neben vielen anderen Momenten das Faszinierende, weil es quer zu einem entspannten oder entspannenden Lesen steht. Man wird als Leser dazu gezwungen, einen moralischen Standpunkt einzunehmen, sich klar zu bekennen. Darüberhinaus ist die Liebesgeschichte von Hans und Wieb aufgrund der Authentizität der Emotion von geradezu lyrischer Eindringlichkeit.

(Diese Empfehlung wurde bereits im Zusammenhang mit der Lesenacht der Universitätsbibliothek der Universität Duisburg-Essen veröffentlicht)

Ein Beitrag aus der Redaktion Gegenwartskulturen der Universität Duisburg-Essen