Stefan Neuhaus über Erich Kästners verschwiegene Werke und seine Pseudonyme

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Erich Kästner hat von 1933 bis 1945 an Theaterstücken unter Pseudonym mitgeschrieben. Niemand kennt bisher das ganze Ausmaß dieser Tätigkeit. Die neueren Biographien gehen nur am Rande auf Pseudonyme ein, die Freunden Kästners gehörten und hinter denen sich Kästner selbst in vielen Fällen nachweisbar mit verborgen hat: Eberhard Foerster (für Eberhard Keindorff), Robert Neuner (für Werner Buhre) und Hans Brühl (für Martin Kessel). Die vorliegende Studie ist die erste, die Kästners Theaterarbeit im Nationalsozialismus ausführlich vorstellt. Der Schwerpunkt liegt dabei auf bisher nur in Typoskriptform vertriebenen und heute unbekannten Stücken. Einige von ihnen werden selbst in der neueren Kästner-Forschung nicht einmal erwähnt. Von den meisten sind ganz wenige Exemplare überhaupt noch nachweisbar, von manchen nur eines. Wenn man bedenkt, dass Erich Kästner einer der bekanntesten Autoren deutscher Sprache ist, dass seine Bücher in zahlreiche Sprachen übersetzt, oft auch verfilmt wurden, dann darf es einigermaßen überraschen, einen 'blinden Fleck' von solcher Größe vorzufinden. Überraschend sind auch zahlreiche Einzelergebnisse dieser Arbeit. So wurde ein Exemplar des als verschollen geltenden, Martin Kessel zugeschriebenen Stücks Willkommen in Mergenthal aufgefunden, und es wird zweifelsfrei nachgewiesen, dass das Stück allein von Kästner geschrieben wurde.

Aus dem Inhalt: Von der Fragwürdigkeit des Unterfangens, in Deutschland Komödien zu schreiben / Der Bühnenautor Erich Kästner / Die ersten Gehversuche: Klaus im Schrank (1927) / Drei Stücke, drei Freunde, drei Pseudonyme / Robert Neuner: Das lebenslängliche Kind. Lustspiel (1934) / Cara Gyl: Die Tournee. Eine Reisebeschreibung in 8 Stationen (1934) / Hans Brühl: Willkommen in Mergenthal. Lustspiel (1935) / Die Eberhard-Foerster-Stücke / Eberhard Keindorff zugeschriebene Stücke / Die Neuberin (zus. mit G. Weisenborn). Schauspiel (1934) / Hilfe, ein anständiger Mensch! Lustspiel (1934) / Rivalinnen. Komödie nach Scribe und Legouvé (1935) / Elisabeth Charlotte Herzogin von Orleans. Schauspiel (1936) / Gestern, heute und morgen. Komödie (1936) / Eberhard Keindorff und Erich Kästner zugeschriebene Stücke / Verwandte sind auch Menschen. Lustspiel (1937) / Die Frau nach Maß. Lustspiel (1938) / Das goldene Dach. Komödie (1939) / Seine Majestät Gustav Krause. Komödie (1940)

Titelbild

Stefan Neuhaus: Das verschwiegene Werk. Erich Kästners Mitarbeit an Theaterstücken unter Pseudonym.
Verlag Königshausen & Neumann, Würzburg 2000.
160 Seiten, 17,40 EUR.
ISBN-10: 382601765X

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