Vorbemerkung

Zum dritten Mal widmet literaturkritik.de einen Schwerpunkt den Gefühlen (vgl. Nr. 2/3-1999 und Nr. 3-2000). Die Flut der zu dem unerschöpflichen Thema erscheinenden Bücher reißt nicht ab. Sie kommen aus allen Wissenschaften. Emotionsforschung, so zeigt sich immer deutlicher, ist ein interdisziplinäres Projekt, in dem es einigen Nachholbedarf gibt. Nähere Auskünfte darüber gibt der einleitende Beitrag "Wissenschaften und Gefühle". Einige der hier nur knapp erwähnten Bücher werden in den nächsten Monaten noch einzeln besprochen.

In dieser Ausgabe stehen "Lust" und "Liebe" im Zentrum. "Himmelhoch jauchzend,/ Zum Tode betrübt;/ Glücklich allein/ Ist die Seele, die liebt", lässt Goethe im "Egmont" sein Klärchen singen. Der mit "Liebe" bezeichnete Gefühlszustand ist besonders komplex, eine Mischung und Abfolge ganz unterschiedlicher Emotionen, zu denen der Schmerz ebenso wie die Lust und das Glück gehören.

Dass einem das "Glück" nicht bloß zufällt, sondern dass eine lehr- und lernbare "Kunst" dazu beitragen kann, es aktiv zu erlangen, gehört zu den Hoffnungen, die sich in jüngerer Zeit wieder verstärkt in Publikationen zur Liebes- und Lebenskunst niedergeschlagen haben. Einige davon stellen wir im Rahmen dieses Schwerpunktes gesondert vor.

Der letzte Abschnitt schließlich trägt dem Beitrag der 'schönen' Literatur zur Erkundung und Stimulation von Emotionen Rechnung. Der Titel von Alexander Kluges "Chronik der Gefühle" zeugt einmal mehr davon, dass ein wohl schon immer bestehendes Interesse von Autoren und Lesern an Emotionen heute wieder intensiviert und auch ausdrücklich formuliert wird.

Thomas Anz