Fünfzehn Minuten Ruhm

Sharon Krums "Hauptsache berühmt"

Von Volker Maria NeumannRSS-Newsfeed neuer Artikel von Volker Maria Neumann

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Man ist geneigt, das Roman-Debüt der Journalistin und Drehbuchautorin Sharon Krum zu unterschätzen: locker-flockig kommt es daher, mit einem leicht angestrengt jugendlich wirkenden Humor, etwas naiv, sehr amerikanisch. Doch mit der Entfaltung des Plots wird klar, dass man es hier mit einer zielgenauen, satirischen Tracht Prügel für unsere moderne Pop-Kultur zu tun hat.

Der Ich-Erzähler Tom Webster ist eine graue Maus. Er beobachtet als New Yorker Finanz-Journalist das Geschehen an der Wall Street. Seine Frau hat ihn mangels Unterhaltung verlassen. Sie lebt jetzt bei seinem besten Freund, mit dem Tom sich aber nach wie vor in seiner Freizeit Football-Spiele ansieht. Bauchansatz, Midlife-Crisis - die ganze Palette. Tom bekommt von einer gehobenen Boulevard-Zeitschrift ein obskures Angebot: 100.000 Dollar, wenn er es schafft, über Nacht berühmt zu werden. Die Herausgeberin der Zeitschrift will beweisen, dass in unserer Kultur jeder Depp berühmt werden kann, dass Berühmtheit keinerlei Wert hat und keine Folge persönlicher Verdienste ist. Ein Experiment, mit dem die Stadt, Amerika und das gesamte Abendland bloßgestellt werden soll. Tom kann wider Erwarten einen silikonbusigen Hollywood-Star für das Experiment gewinnen und stolpert in eine aberwitzige Story, in der er zwar die Hauptrolle, aber keinerlei Kontrolle mehr über das Geschehen hat. Eine großartige, eine packende Geschichte. Fünfzehn Minuten Ruhm. Davon sprach Andy Warhol vor über dreißig Jahren. Sharon Krum illustriert die Gültigkeit des Diktums in unseren Tagen. Ich schwöre: spätestens ab Seite 100 legt man dieses Buch nicht mehr aus der Hand.

Titelbild

Sharon Krum: Hauptsache berühmt.
Ullstein Taschenbuchverlag, München 2001.
425 Seiten, 12,30 EUR.
ISBN-10: 3548680062

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