Gedichte ohne Portraits: Lyrikerinnen der zwanziger Jahre

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Nur wenige Lyrikerinnen der nachexpressionistischen zwanziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts sind heute noch über einen engeren Kreis von ExpertInnen hinaus bekannt. Zu ihnen gehören etwa Emmy Ball-Hennings und vielleicht Claire Goll. Die Mehrzahl der einst erfolgreichen Dichterinnen wurde jedoch längst dem Vergessen anheim gegeben. Anna Rheinsberg kommt das Verdienst zu, mit der von ihr herausgegebenen Anthologie "Wie bunt entfaltet sich mein Anderssein" nicht nur Gedichte der genannten Lyrikerinnen, sondern - vielleicht noch dankenswerter - auch eine Reihe von Werken heute so unbekannter Dichterinnen wie etwa Paula Ludwig, Rut Landshoff oder Else Rüthel wieder zugänglich gemacht zu haben.

Den Gedichten hat die Herausgeberin kurze Texte vorangestellt. Bei ihnen handelt es sich allerdings weniger um "Portraits", wie der Untertitel des Buches verspricht. Vielmehr sind es in dem unglücklichen Versuch, sich den Gedichten poetisch anzuempfinden, emphatisch hingeworfene Skizzen, deren Striche sich nicht immer zu einem Bild zusammenfügen wollen.

R. L.

Titelbild

Anna Rheinsberg (Hg.): Wie bunt entfaltet sich mein Anderssein. Lyrikerinnen der zwanziger Jahre, Gedichte und Portraits.
Persona Verlag, Mannheim 1994.
127 Seiten, 14,80 EUR.
ISBN-10: 392465221X

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