Harald Weilnböcks beziehungsanalytischer Zugang zu Hölderlin

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Harald Weilnböcks umfangreiche Arbeit über Hölderlin versteht sich als exemplarischer und programmatischer Versuch, die alten Fixierungen pyschoanalytischer Textinterpretationen auf ödipale Konstellationen zu überwinden und neuere Ansätze der Psychoanalyse, die "Beziehungsanalyse" oder auch "Objektverhältnistheorie", zur methodischen Grundlage einer psychohistorischen Literaturwissenschaft zu machen. Im Zentrum steht Hölderlins "Der Tod des Empedokles". Im Blick auf dieses Drama analysiert das Buch "Beziehungs- und Wahnehmungsmuster der romantischen Liebe", die "Dynamik der Männerfreundschaft", den gruppendynamischen "Interaktionsmodus" zwischen Führer und Volk sowie die Symbiose mit Natur und Kosmos. Das letzte Kapitel analysiert Heideggers Lektüre von Hölderlins "Germanien" mit Blick auch auf de Man und Adorno. Die das Buch leitende Frage zielt auf Arten der Beziehungsfähigkeit und -unfähigkeit, vor allem auch auf die Gewalttätigkeit und Destruktivität von Beziehungsstilen. Indem Weilnböck dabei die politische Hölderlin-Rezeption im 20. Jahrhundert mit berücksichtigt, eröffnet er (in einem "Ausblick") neue Perspektiven zum Thema "Vergangenheitsbewältigung".

Titelbild

Harald Weilnböck: "Was die Wange röthet, kann nicht übel seyn". Die Beziehungsdynamik der Entfremdung bei Hölderlin und Heidegger.
Verlag Königshausen & Neumann, Würzburg 2000.
464 Seiten, 50,10 EUR.
ISBN-10: 3826016971

Weitere Rezensionen und Informationen zum Buch