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George Harrisons Musik ist unsterblich

Von Lutz HagestedtRSS-Newsfeed neuer Artikel von Lutz Hagestedt

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Er war fünfzehn, als er zur Band stieß, die später einmal unter dem Namen "The Beatles" Weltruhm erlangen sollte. "Er ist wie ein kleiner Bruder für mich", sagte Paul McCartney, als er von seinem Tod erfuhr. Der Gitarrist der wichtigsten Band der Popgeschichte galt als 'sanfter Beatle', als Grenzgänger zwischen Rock und Religion. Er stand im Schatten von Paul McCartney und John Lennon, er hasste die Beatles-Hysterie und spielte lieber vor zwanzig Freunden als vor ausverkauften Stadien. "Ich muss keine Platten mehr machen", sagte er, nachdem er die Auflösung der Gruppe und die Solo-Karriere mit all ihren Höhen und Tiefen gut verkraftet hatte, "und das ist sehr beruhigend".

Der jüngste Sohn eines Busfahrers komponierte 22 Songs in seiner Zeit als Beatle, darunter "While My Guitar Gently Weeps". Auf dem legendären "Weißen Album" sind vier große Songs von George Harrison, darunter auch dieser, sowie "Piggies", der Song mit dem Schweinegrunzen im Hintergrund. Auf "Abbey Road" veröffentlichte er zwei Lieder, die gegensätzlicher kaum sein könnte: das übungsliedhaft fröhliche "Here Comes the Sun" und das schwermütige "Something", von dem Frank Sinatra sagte, es sei das "größte jemals geschriebene Liebeslied". 1970 startete er seine Solo-Karriere mit "My Sweet Lord", ein Megahit, der die Charts diesseits und jenseits des Atlantiks erstürmte. 1971 organisierte er das erste Wohltätigkeitskonzert der Popgeschichte, das legendäre "Concert für Bangla Desh". Es gelang ihm, dafür Eric Clapton, Bob Dylan, Leon Russell, Billy Preston und Klaus Voormann zu gewinne. Auch Ex-Beatle Ringo Starr war mit von der Partie. Und natürlich Ravi Shankar, bei dem er Sitar-Spielen gelernt hatte und der bis zuletzt an seinem Krankenbett wachte. Die damals beachtliche Summe von knapp 250 Tausend Dollar konnte an die Kinderhilfsorganisation der Vereinten Nationen überwiesen werden. Er selbst kam mit dem unermesslichen Reichtum gut zurecht: "Das Leben ist wie ein Regentropfen auf einer Lotusblume - entweder du hast Glück, oder du hast es nicht." Er wohnte in einem Schloss, eine Stunde südwestlich von London, und war mit seiner zweiten Frau Olivia Arias glücklich und hatte mit ihr einen Sohn, Dhany.

George Harrison, der am Freitag in Los Angeles gestorben ist, war zeitlebens ein Suchender, einer, der von seinen Freunden als "höflich, witzig, nachdenklich" beschrieben wurde: "Alles kann warten", sagte er, "nur nicht die Suche nach Gott". Er fand die indische Musik, die - einem Wort seines Lehrers Ravi Shankar zufolge - "a little bit more serious than all music" sei: "Ravi zeigte mir, was es heißt, diszipliniert Musik zu machen." Harrison experimentierte mit Drogen, vor allem mit Mariuhana und LSD, er freundete sich mit der fernöstlichen Mystik an und bewegte auch den Rest der Band, ihm nach Indien zu folgen. "Within You, Without You", ein Song auf dem "Sgt. Pepper"-Album, wurde nur mit indischen Instrumenten eingespielt. Zeitweise, Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre, sah George aus wie der Neue Messias. 1966 heiratete er Pattie Boyd und verlor sie später an Eric Clapton. Ein sarkastischer Vers legt davon Zeugnis ab: "There goes our lady / With a 'you know who' / I hope she's happy / And 'Old Clapper' too". Für seinen Humor spricht, dass er die Monty Pythons produzierte, in "Das Leben des Brian" eine kleine Rolle übernahm und für "Time Bandits" die Musik schrieb. 1980 betrauerte er John Lennon mit "All Those Years Ago". Einen späten Erfolg fuhr er mit den "Travelin Wilburys" ein, einer wohl mehr durch Zufall als durch Überlegung zustande gekommenen Band, bestehend aus fünf Gitarristen: Eric Clapton, Bob Dylan, Roy Orbison, Tom Petty und Georg Harrison.

Er dem der Konkurrenzkampf nicht lag, hat am 30. November 2001 den Kampf gegen den Krebs verloren. Seine sterblichen Überreste werden, wie es sein Glaube vorsieht, ins Wasser des heiligen Ganges gestreut.

Titelbild

Beatles: Anthology. Das Buch.
Ullstein Verlag, Berlin 2000.
368 Seiten, 65,00 EUR.
ISBN-10: 3550071329

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