Vorbemerkung

Die achtziger Jahre waren in Deutschland geprägt von den großen Debatten über die Postmoderne, in den neunziger Jahren, die nun zu Ende gehen, häuften sich die Verabschiedungen von ihr unter dem Motto: "Das Spiel ist aus". Wolfgang Welsch gehörte mit seinem Buch "Unsere postmodernde Moderne", als Herausgeber einer Standardsammlung von "Schlüsseltexten der Postmoderne-Diskussion" und mit etlichen anderen Schriften zu den wenigen deutschsprachigen Philosophen, deren Beiträge zur Debatte internationale Beachtung fanden. Sein Artikel für literaturkritik.de, der den Themenschwerpunkt einleitet, zieht eine pointierte Bilanz. Ihr Titel verweist darauf, dass über die Posmoderne nicht nur diskutiert, sondern dass um sie gekämpft wurde. Das belegen nicht zuletzt die Attacken der Physiker Alan Sokal und Jean Bricmont gegen den "eleganten Unsinn", den "Denker der Postmoderne" angeblich am laufenden Band produzierten. Darauf geht ebenso kämpferisch der Beitrag von Claudia Schmölders ein und zeigt, dass mit dem Angriff der Naturwissenschaftler auf die Postmoderne ein regelrechter Kulturkampf initiiert wird, der sich gegen den Relativismus und Konstruktivismus der Kulturwissenschaften richtet. Literaturkritik.de hat darauf schon in der Ausgabe Nr. 10 (Schwerpunkt "Kulturwissenschaften") verwiesen und ist dabei auch auf Hans-Ulrich Wehlers kämpferische Kritik an Michel Foucault eingegangen. Die eben erschienenen Vorlesungen von Foucault sind Anlass, in dieser Ausgabe erneut darauf zu verweisen. Die Kulturkämpfe finden jedenfalls, so wird hier deutlich, nicht nur zwischen den Natur- und den Kulturwissenschaften, sondern auch innerhalb der Kulturwissenschaften statt.

Bilanzen zur Postmoderne zog schon vor gut einem Jahr ein Sonderheft der Zeitschrift "Merkur". Claudia Albert hat es rezensiert. Rezensiert werden weiterhin Bücher, deren Autoren in den letzten beiden Jahrzehnten eng mit der "Postmoderne" assoziiert wurden: Zygmunt Baumann, Jacques Derrida, Jean-François Lyotard, George Bataille. Vier Rezensionen befassen sich mit der Postmoderne im Theater, in der Literatur (speziell im Kriminalroman) und in der Kunst. Ein eben in zweiter Auflage erschienenes Buch von Volker Klotz verwendete schon 1994 den Begriff, der inzwischen von Sozialwissenschaftlern mit einigem Erfolg als Kandidat zur Ablösung des Postmoderne-Begriffs ins Spiel gebracht wurde: die "Zweite Moderne".

Der Schwerpunkt schließt mit einer Rezension zu kulturwissenschaftlichen Studien, in denen es auch um postmodernes Putzen geht. Die Rezension leitet über zum anschließenden Komik-Schwerpunkt.

Thomas Anz