Zu dieser Ausgabe

Schwerpunkt dieser Ausgabe sind Buchbesprechungen zum Thema "Judentum in der deutschen Geschichte und Literatur". Es geht vor allem um Bücher von deutsch-jüdischen Autorinnen und Autoren des 20. Jahrhunderts, doch knüpfen wir auch an den Schwerpunkt der Juni-Ausgabe 1999, "Erinnerungen an den Holocaust", an. Schon diesen hatte Geret Luhr, wissenschaftlicher Assistent am Institut für Neuere deutsche Literatur und Medien in Marburg, betreut und eingeleitet. In Erinnerung bleibt ebenfalls die Walser-Bubis-Debatte (siehe literaturkritik.de Nr. 1-1999). Sie ist inzwischen, mit neuen aufschlussreichen Materialien, in einem Buch dokumentiert, das Kai Köhler rezensiert hat. Wir werden auch zukünftig Schwerpunkt- und Debattenthemen früherer Ausgaben von literaturkritik.de aufgreifen und hoffen damit, Kontinuitäten der intellektuellen Auseinandersetzung mit einigen nicht nur uns besonders wichtig erscheinenden Problemen zu fördern. Die Einrichtung entsprechender Diskussionsforen ist vorgesehen. Beiträge dazu sind schon jetzt willkommen.

Insgesamt enthält diese Ausgabe etwa achtzig Rezensionen und Hinweise. Die besprochenen Bücher sind alle im vorigen Jahr erschienen, mit Ausnahme des Romandebüts von Doris Dörrie und des mit einiger Spannung erwarteten Romans der vielversprechenden Zoe Jenny. Ein besonderes Augenmerk haben wir in dieser Ausgabe auf den Lyriker Thomas Kling und auf Helmut Krausser gerichtet.

Die Jahrtausend- und Jahrhundertwende ist vorbei, auch wenn manche sie erst auf den nächsten Jahreswechsel datieren. Nicht vorbei sind für uns die Versuche, historische Bilanzen zu ziehen und Erwartungen an die Zukunft zu formulieren. Der Essay des Marburger Politikwissenschaftlers Wilfried von Bredow liefert dazu eine provozierende These: Das 20. Jahrhundert gab es gar nicht.

Thomas Anz