Eva Leipprands Erzählung "Woher alles kommt"

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Nürnberg nach dem "Griech": Frühe fünfziger Jahre. Da ist das Haus mit den hohen Fenstern, der Garten, die Wiese unten, um die herum die Pegnitz fließt. Und da ist die Erzählerin, das kleine Mädchen, das als Jüngste in eine große Familie hineinwächst. Es ist die "schlechte Zeit". Das Geld reicht hinten und vorn nicht. Aber der Krieg ist glücklich vorbei, wenn er auch noch wie ein dunkler Schatten hinter allem steht. Das Leben der Familie, in vielen kleinen Szenen zu einem Mosaik zusammengefügt, ordnet sich um den Vater und seinen Beruf: Pfarrer. Das Kind erlebt den Alltag mit den vielen Geschwistern als festgefügte Welt, als unverrückbare Wirklichkeit. Und es tut auch alles, um dabei- und darinzusein, um dazuzugehören. Sein Kopf füllt sich mit den gemeinsamen Liedern, Büchern, Bildern, Geschichten. Ganz am Ende aber scheint doch im Wir der geschlossenen Familie das eine eigene Ich der Jüngsten auf. Erzählt wird diese Entwicklungsgeschichte allein aus der Sicht des Kindes, und es gibt auch keinen Standpunkt außerhalb. Doch dringt durch die Ritzen der Erzählung ein feines ironisches, ein befreiendes Licht.

E. L.

Anmerkung der Redaktion: literaturkritik.de rezensiert grundsätzlich nicht die Bücher von regelmäßigen Mitarbeiter/innen der Zeitschrift sowie Angehörigen der Universität Marburg. Deren Publikationen können hier jedoch gesondert vorgestellt werden.

Titelbild

Eva Leipprand: Woher alles kommt. Erzählung.
Klöpfer, Narr Verlag, Tübingen 2002.
142 Seiten, 19,90 EUR.
ISBN-10: 3421057176

Weitere Rezensionen und Informationen zum Buch