Mythen, Sagen, Spielereien

Salman Rushdies Erstlingsroman "Grimus"

Von Alexa LiebigRSS-Newsfeed neuer Artikel von Alexa Liebig

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Die Handlung ist so kompliziert, daß sie kaum nachzuerzählen ist: Es geht um Mythen und Sagen, Indianer und Magier, Religion und Kunst, Tod und Teufel. Das alles vermischt Salman Rushdie zu einem Elixier, aus dem "Grimus" entstand - sein Romandebüt, 1975 erstmals publiziert und nun ins Deutsche übersetzt.

Der Held des Romans, ein hellhäutiger Indianerjunge namens Flapping Eagle, lebt in einer Welt der Mythen und Magier. Schon bei seiner Geburt stirbt die Mutter, seitdem ist er Born-From-Dead, und wird von seinem Stamm geächtet. Sobald er kann, flieht er mit seiner Schwester, die er innig liebt, in eine unbekannte Welt. Dort schenkt ihm ein Magier ein geheimnisvolles Fläschchen, das Elixier für das ewige Leben. So besiegt er den Tod, wird es aber bald bereuen. Nach einigen Abenteuern ist er des Ewiglebens überdrüssig und sucht die Rückkehr zu den Sterblichen. Er wünscht sich in Würde zu altern, und der Magier, der ihm einst das ewige Leben geschenkt hat, soll ihm nun den Tod ermöglichen. Soweit die spärliche, wenn auch vertrackte und schwer nachvollziehbare Handlung des Romans.

Auch mit literarischen Anspielungen hat Salman Rushdie nicht zurückgehalten: Franz Kafka und T.S. Eliot werden ebenso durch anspielungsreiche Wendungen in den Kosmos seiner Romanwelt verwoben wie das Figurenarsenal der Griechengötter. Nebulös wie alles ist schließlich auch die Existenz des "Grimus", "eine verunglückte metaphysische Promenadenmischung [...], deren Wohnort irgendwo zwischen dem Wartessal Godots, 'Finnegans Wake', den Klausen des Magister Ludi Josef Knecht und dem Utopia von James Hiltons 'Shangri La' zu lokalisieren ist" (Ludger Lütkehaus).

Salman Rushdies Roman ist nicht unbedingt ein Lesevergnügen, zu verquer sind Handlungs- und Figurenkonstellation. Bis zu seinen spektakulären "Satanischen Versen" sollten noch fast dreizehn Jahre vergehen - eine Zeit, in der ein offenbar übereifriger Debütant zu einem Dichter reifen sollte.

Titelbild

Salman Rushdie: Grimus. Aus dem Englischen von Gisela Stege.
Kindler Verlag, München 1998.
384 Seiten, 23,00 EUR.
ISBN-10: 3463403447

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