Aus Nichts wird Nichts

Die unsatirischen Angriffe Wilfried Kählers auf die Philosophie

Von Rolf LöchelRSS-Newsfeed neuer Artikel von Rolf Löchel

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Vorzugeben, ein "Satyricon" zu sein, könnte vor Kritik schützen. Ist doch vielleicht alles gar nicht so ernst gemeint. Aber eine "Satire" sollte zumindest amüsant zu lesen sein. Wilfried Kählers "Anregungen zu einer 'Psychopathologie der Philosophie'" sind jedoch hölzern und holzwegig. Die Philosophie wird in Bausch und Bogen als "psychopathologisch" verdammt, womit gemeint ist, sie habe aus "psychologischen Motiven [...] das Wollen über das Wahrnehmbare" gesetzt. Sie sei also nicht auf der Suche nach Wahrheit, sondern "wenn schon nicht auf Erlösung, so doch auf Trostgebung ausgerichtet". Daher bleibe ihr die fundamentale Tatsache der Nichtigkeit verschlossen. Hier folgert der Autor nicht nur fehlerhaft, sondern stellt auch eine Behauptung auf, die einen guten Teil der Philosophiegeschichte schlichtweg ignoriert. Im Zentrum seiner Argumentation begeht er zudem einen grandiosen Kategorienfehler. Er schließt vom physikalischen Nichts auf die evaluative Nichtigkeit: "Vor unserem Universum war gewißlich Nichts, da aber aus Nichts [...] nun einmal nur Nichts werden kann und vollkommen offen ist, woher sonst ein Etwas resultierte, kann diese Welt in ihrem eigentlichen Wesenskern nur in sich nichtig sein".

Titelbild

Wilfried Kähler: Anregungen zu einer "Psychopathologie der Philosophie".
Verlag Königshausen & Neumann, Würzburg 1999.
98 Seiten, 10,10 EUR.
ISBN-10: 3826015770

Weitere Rezensionen und Informationen zum Buch