Zu dieser Ausgabe

Seit Mitte der 90er Jahre ist der Hörbuch-Markt auch in Deutschland in Bewegung geraten. Dazu haben nicht nur die verbesserten technischen Voraussetzungen und das intelligente Marketing der Hörbuchbranche beigetragen, sondern auch ein Umdenken in den öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten, die ihre Produktionen nicht länger nur für ihre Stammhörer reserviert halten. Und deren Fundus ist noch lange nicht erschöpft.

Bemerkenswert ist der Trend der Verlage, zugleich mit einem neuen Buch auch eine Hörbuch-Version vorzulegen und auf diese Weise Synergie-Effekte zu erzielen: Buch und Hörmedium machen sich dabei offenbar kaum Konkurrenz, im Gegenteil - das Erscheinen des gleichen Textes im jeweils anderen Medium stimuliert den Absatz beider Produkte.

Die traditionelle Lesung und Hörspielbearbeitung zieht dabei auch die avanciertere Hörspielkunst mit, die von kleinen Labels und kleinen Verlagen offenbar gewinnbringend abgesetzt werden kann. Die Entscheidung, viele Produktionen sowohl auf CD wie auch auf MC anzubieten, spricht dafür, daß das Hörbuch vor allem im Auto zum Einsatz kommt - man versüßt sich den Stau auf der Autobahn mit Thomas Manns "Buddenbrooks" oder Vladimir Nabokovs "Lolita".

Was noch fehlt, ist ein kommentierter Hörbuchkatalog für den Kunden. Ein erfreulicher Trend in den Medien ist es hingegen, der Hörbuch-Rezension einen Stammplatz einzuräumen. literaturkritik.de nutzt regelmäßig die Chance, seine Leser über diesen nachhaltig prosperierenden neuen Markt zu informieren.

Lutz Hagestedt