Objekt, Medium, Referenz

Irina O. Rajewskys Grundlagenbuch zur "Intermedialität"

Von Ursula HomannRSS-Newsfeed neuer Artikel von Ursula Homann

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Der aus einer langen Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten einer kreativen Interaktion zwischen unterschiedlichen medialen Systemen hervorgegangene Band führt in die Intermedialitätsforschung ein.

Hybridisierung, Kontamination der Diskurse und Intermedialität sind Schlagworte, die seit Mitte der 90er Jahre in aller Munde sind. Es geht dabei um exemplarische Manifestationen eines umfassenden Phänomens der Grenzüberschreitungen und medialen Interferenzen. Denn Intermedialität ist "in", sagen die Fachleute. "Out" hingegen sei die Abschottung der einzelnen Medien und der wissenschaftlichen Disziplinen gegenüber anderen medialen Ausdrucksformen. Ihren Niederschlag findet diese Entwicklung in immer vehementer vorangetriebenen Forderungen nach einer Interdisziplinierung der Wissenschaften und zahlreichen Forschungsprojekten.

Dem Trend zur Intermedialität Rechnung zu tragen, sei Aufgabe insbesondere der Geisteswissenschaften, erklärt Irina O. Rajewsky, wissenschaftliche Assistentin am Institut für Romanische Philologie der Freien Universität Berlin.

Die Wissenschaftlerin bemüht sich, den "Intermedialitäts-Interessierten" mit den Grundlagen der Intermedialitätsforschung vertraut zu machen und ihm die Orientierung zu erleichtern. Gleichzeitig möchte sie ihre Ausführungen als einen Beitrag sowohl zu einer allgemeinen Intermedialitätstheorie verstanden wissen als auch zur Theorie und Methodik eines spezifischen Teilbereichs dieses Forschungsgebiets, des Bereichs der intermedialen Bezüge.

Im ersten Teil versucht die Autorin, den Terminus "Intermedialität" ganz allgemein zu klären und zu präzisieren und konzentriert sich anschließend auf das Teilgebiet ,intermediale Bezüge', "das als eines der zentralen Untersuchungsfelder nicht nur für eine literaturwissenschaftlich ausgerichtete Intermedialitätsforschung zu werten" sei. Aufgezeigt werden dabei grundlegende Fragestellungen und Probleme, die sich bei der Untersuchung intermedialer Bezüge ergeben und der bisherigen wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit diesem Gegenstand eignen, verbunden mit einem kritischen Forschungsüberblick.

Ferner wird eine Systematik intermedialer Bezüge entwickelt, "die es erlaubt, verschiedene Arten des Rekurses eines medialen Produkts auf Produkte oder Systeme anderer Medien adäquat benenn-, analysier- und vergleichbar zu machen." Ausgegangen wird bei der Theoretisierung und Systematisierung des Phänomenbereichs "intermediale Bezüge" von der Literatur als Objekt bzw. kontaktnehmendem Medium. Auch wenn hier literarische Rekurse auf die audiovisuellen Medien, insbesondere auf den Film, im Vordergrund stehen, so sei dennoch, versichert die Autorin, die hier vorgestellte Theorie ,intermedialer Bezüge' auf unterschiedlichste Referenzmedien und Einzelphänomene anwendbar und lasse sich, wenn auch mit medial bedingten Einschränkungen und Besonderheiten, auf andere Objektmedien übertragen.

Ein Glossar macht den Leser mit der Bedeutung relevanter Termini und Konzepte vertraut und erklärt verschiedene Fachwörter mit weiterführenden Hinweisen. Dennoch dürfte der Laie mit der Lektüre dieser nicht ganz leicht zu lesenden Studie einige Schwierigkeiten haben.

Titelbild

Irina O. Rajewsky: Intermedialität.
UTB für Wissenschaft, Stuttgart 2001.
216 Seiten, 19,30 EUR.
ISBN-10: 3825222616

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