Arbogast Schmitts Bilanz über "Die Moderne und Platon"

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Der Bruch mit dem Mittelalter, aus dem sich die Moderne entwickelt hat, ist durch eine umfassende Hinwendung zur Welt des empirisch Erfahrbaren und Individuellen charakterisiert. Diese Wende ist ihrer hauptsächlichen Tendenz nach antiplatonisch, denn sie ist hervorgegangen aus einer radikalen Absage an die Vorstellung, es gebe eine eigene Wirklichkeit des Rationalen und Geistigen. Die glanzvollen Entdeckungen, die diese Wende in Naturwissenschaften und Technik mit sich gebracht hat, sind oft genug als Zeugen für die Innovationskraft dieser Wende beschrieben worden. Kaum bedacht ist, daß die immer deutlicher zu Tage tretenden Auflösungserscheinungen der Moderne auch eine Folge der mit dieser Wende verbundenen Entrationalisierung sind. Eine Auseinandersetzung auf gleichem Niveau mit dem 'alten', von Platon ausgehenden Rationalitätsbegriff hielt schon die Renaissance nicht mehr für nötig. Dieser bis heute nicht eingelösten Aufgabe stellt sich dieses Buch und versucht, in einer Gegenüberstellung der Argumente für den Vorzug eines an der Theorie oder an der Praxis orientierten Lebens eine Verlust- und Gewinn-Bilanz zu geben.

Der Autor Arbogast Schmitt ist Professor für Literatur und Philosophie der griechischen Antike in Marburg. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören: Homer, Tragödie, Platon, Aristoteles, die Antithese von 'antik' und 'modern' und ihre Folgen für das Selbstverständnis der Moderne und die Deutung der Antike in der Moderne.

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Titelbild

Arbogast Schmitt: Die Moderne und Platon. Eine Bilanz.
J. B. Metzler Verlag, Stuttgart 2003.
588 Seiten, 69,95 EUR.
ISBN-10: 3476019497

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