Große Blochmusik

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Der Erfolg seiner Philosophie in den 60-er Jahren erscheint uns heute fast rätselhaft. Seine seltsam schnarrende Stimme, die aus Wort und Klang und Metapher höheren Sinn zu schlagen versteht, wirkt heute autoritär, abgehackt preußisch, bärbeißig bellend oder "freudig barsch" (Dolf Sternberger). Dieser Gestus, diese Vortragsform hat sich, wie Blochs Philosophie, überlebt.

Ernst Bloch (1885 - 1977), der Lehrmeister der "fundierten Hoffnung", der im Geiste Hölderlins und Hegels zu Marx gefunden hatte, aber den Stalinismus ablehnte, erlebte im hohen Alter eine späte Popularität. Im Zuge seiner Übersiedlung 1959 in die Bundesrepublik und der forcierten Edition seines Lebenswerkes durch den Suhrkamp Verlag, erfuhr seine Philosophie fruchtbare Resonanz bei den Protagonisten der Studentenrevolte, denn in seinem Werk hatte sich Bloch mit Hitler und seinen Wurzeln beschäftigt und nach einer Verbindung von Demokratie, Utopie und Sozialismus gesucht.

Die vorliegende Dokumentation, von Karlheinz Weigand zusammengestellt und ediert, umfaßt die wesentlichen Aspekte von Blochs Hoffnungsphilosophie: Seine Antrittsvorlesung an der Universität Tübingen (1961), seine Dankrede anläßlich der Entgegennahme des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels (1967), Lesungen aus seinem Hauptwerk "Das Prinzip Hoffnung" sowie aus den "Spuren" und ein Gespräch mit Helmut Lamprecht aus dem Jahre 1967.

Viktor Schlawenz

Titelbild

Ernst Bloch: Über die Hoffnung. Reden; Gesprochen v. Verf. Hrsg. v. Zudeik, Peter.
Der Hörverlag, München 1999.
4 Toncass., ca. 360 Min., 31,70 EUR.
ISBN-10: 3895846686

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