Perfektion und Unvollkommenheit

Isabella Rossellinis Fotoband "Looking at me"

Von André SchwarzRSS-Newsfeed neuer Artikel von André Schwarz

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Sie stammt aus einer der berühmtesten und skandalträchtigsten Künstlerfamilien ihrer Zeit. Sie war jahrelang die meistfotografierte Frau der amerikanischen "Vogue", das Gesicht der Kosmetikfirma Lancôme und sie ist eine große Schauspielerin, die ihr Talent leider nur selten zeigt. Die Rede ist von Isabella Rossellini, Tochter des italienischen Meisterregisseurs Roberto Rossellini und der Schauspielerikone Ingrid Bergman. Bereits 1997 erschien bei Schirmer/Mosel ihre lesenswerte und kluge Autobiografie, die mittlerweile auch als Taschenbuch erschienen ist. In kurzen Szenen und Texten verstand es die Rossellini, einen Einblick in ein nicht immer einfaches Leben als Tochter berühmter Eltern und in ihre Modelkarriere zu geben. Das alles ohne albernes Kokettieren und falsche Gefühlsseeligkeit, ernst und bodenständig, aber mit einem scherzhaften Zwinkern zeichnete sie ein Portrait ihrer Familie, von der Ordnungsliebe der Bergman bis hin zu Martin Scorsese und David Lynch und deren Exzentrik. Einen Großteil des Buches machten die geschickt ausgewählten Fotos aus, die das Buch ästhetisch über viele andere Biografien hinaushoben.

Mit "Looking at me" hat Isabella Rossellini der Autobiografie nachträglich einen Fotoband hinzugefügt, in dem sie ihre Lieblingsbilder präsentiert, darunter auch die Portraits der "Me Wall" in ihrem Haus. Damit bezeichnet sie ihre private Sammlung von Isabella-Portraits, angefertigt von den Größen der internationalen Fotografie. Das früheste Bild zeigt eine sechzehnjährige Rossellini, aufgenommen von einem Paparazzo, das neueste stammt aus dem Jahr 2000 anlässlich des Startes ihrer eigenen Kosmetiklinie "Manifesto". Neben vielen Modeaufnahmen stehen auch private Bilder, aufgenommen unter anderem von Peter Lindbergh, Annie Leibovitz, Robert Mapplethorpe, Paolo Roversi, Herb Ritts und Anton Corbijn, aber auch Bilder von David Lynch. Manche Bilder gereichen geradezu zu fotografischen Ikonen, das wunderschöne Bild von Eve Arnold zeigt eine Rossellini, die an die Zartheit der jungen Ingrid Bergman erinnert. Ungeschminkt, schlicht und elegant wirkt das Foto von Francois Nars, in grandiosem, warmen Schwarzweiß erscheint das Portrait von Brigitte Lacombe. Zu jedem Bild liefert die Rossellini selbst einen mal kurzen, mal ausführlichen, mal nachdenklichen, mal selbstironischen Kommentar. Weitab von der üblichen Selbstbeweihräucherung hat Isabella Rossellini ein schönes Buch vorgelegt, seine gescheite Ironie zusammen mit der grandiosen Fotoauswahl machen "Looking at me" zu einem wunderbaren Band.

Titelbild

Isabella Rossellini: Some of me.
Übersetzt aus dem Englischen von Marion Kagerer.
Schirmer/Mosel Verlag, München 1997.
187 Seiten, 29,80 EUR.
ISBN-10: 3888148987

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Titelbild

Isabella Rossellini: Looking at Me. Über Bilder und Photographen.
Übersetzt aus dem Englischen von Marion Kagerer.
Schirmer/Mosel Verlag, München 2002.
144 Seiten, 29,80 EUR.
ISBN-10: 3888146097

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