Polemische Plaudereien gegen die Ehe

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Die Liebe oder genauer unsere Vorstellungen davon und insbesondere das Ideal lebenslanger Liebe macht die amerikanische Medienwissenschaftlerin Laura Kipnis zum Gegenstand polemischer Kulturkritik über Sexualität und Ehe, Treue und Untreue, Privatsphäre und Politik. Von der Ehe und von Eheberatungen hält sie nicht viel. Die Rede von "Beziehungsarbeit" gilt ihr als Symptom protestantischer Arbeitsethik, das romantische Konzept der Liebesehe als Narkotikum kapitalistischer Gleichschaltung und Bändigung anarchischer Lebendigkeit. Die postindustrielle Gesellschaft steuert auf eine postfamiliale Gesellschaft zu. Die öffentlichen Anstrengungen, dem entgegenzutreten, sind in der Regel ziemlich verlogen. Der ehezentrierte Politikstil in den USA liefert dafür erhellendes Anschauungsmaterial. Das Buch wiederum ist ein Beispiel dafür, wie amerikanische Kultur- und Medienwissenschaft eine breite Öffentlichkeit sucht und sich dabei in anregenden Plaudereien auf mittlerem Niveau verliert.
K.F.

Titelbild

Laura Kipnis: Liebe. Eine Abrechnung.
Übersetzt aus dem Englischen von Sonja Schuhmacher und Thomas Wollermann.
Campus Verlag, Frankfurt a. M. 2004.
186 Seiten, 19,90 EUR.
ISBN-10: 3593375370

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